Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zeitschriften
LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 1:1
Page - 31 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 31 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 1:1

Image of the Page - 31 -

Image of the Page - 31 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 1:1

Text of the Page - 31 -

31 | www.limina-graz.eu Das Subjekt ist in dieser Perspektive eine „Entität, die sich performativ erzeugt, deren Performanzen jedoch eingebunden sind in Ordnungen des Wissens, in Kräftespiele und Herrschaftsverhältnisse“ (Bröckling 2007, 21). Das Subjekt gibt es „im Gerundivum – nicht vorfindbar, sondern her- vorzubringend.“ (Bröckling 2007, 46) Die konkreten „Ordnungen des Wissens“, die realen „Kräftespiele und Herrschaftsverhältnisse“ sind nun aber in unseren Breiten und Gegenden derart vom Kapitalismus geprägt, dass das Selbst, so Bröckling, als „unter- nehmerisches Selbst“ beschrieben werden kann und muss. Das unterneh- merische Selbst steht dabei „für ein Bündel aus Deutungsschemata, mit denen heute Menschen sich selbst und ihre Existenzweisen verstehen“. Es besteht „aus normativen Anforderungen und Rollenangeboten, an denen sie ihr Tun und Lassen orientieren, sowie aus institutionellen Arrange- ments, Sozial- und Selbsttechnologien, die und mit denen sie ihr Verhalten regulieren sollen.“ (Bröckling 2007, 7) Das unternehmerische Selbst ist ein Subjektivierungsprogramm, des- sen „Anrufungen“, so Bröckling, nichts weniger denn „totalitär“ sind. „Nichts soll dem Gebot der permanenten Selbstverbesserung im Zeichen des Marktes entgehen. Keine Lebensäußerung, deren Nutzen nicht maxi- miert, keine Entscheidung, die nicht optimiert, kein Begehren, das nicht kommodifiziert werden könnte.“ Bröckling weist dabei auf ein Spezifi- kum des Kapitalismus hin, das einen der Garanten seines Erfolgs darstellt: „Selbst der Einspruch, die Verweigerung, die Regelverletzung lassen sich in Programme gießen, die Wettbewerbsvorteile versprechen“ (Bröckling 2007, 283). Spezifische Schlüsselkonzepte sind notwendig, um das Ziel der permanen- ten Selbstverbesserung zu erreichen. „Kreativität“ und „Innovation“ ge- hören dazu, „das Erkennen und Ergreifen von Gewinnchancen und die schöpferische Zerstörung, die Platz macht für Neues“ (Bröckling 2007, 16). Hinzu kommen „Empowerment“ als Vertrauen in die eigene Kraft und eine Qualitätsorientierung, die als „Kundenorientierung“ agiert, denn das „unternehmerische Selbst“ muss „sein Humankapital so […] vermarkten, dass es Abnehmer für die feilgebotenen Fähigkeiten und Produkte findet. […] Qualität steht für Kundenorientierung“ (Bröckling 2007, 16). Das aber bedeutet: Das Leben wird zum Projekt, genauer: zu einer unabge- schlossenen und unabschließbaren Folge von Projekten. Diese höchst tief- Rainer Bucher | Die aktuelle Logik der Welt Das Leben wird zu einer unabschließbaren Folge von Projekten.
back to the  book Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 1:1"
Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 1:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
1:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2018
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
236
Categories
Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Limina