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24 | www.limina-graz.eu staatliche Vereinbarungen ein grösseres, einheitliches Rechtssystem mit
institutionalisierten Grundrechten entwickelt ist oder wird (z. B. im
Rahmen der europÀischen Verfassung der EU-Staaten), ist ihre Geltung
auf diesen transnationalen Rechtsraum zugleich ausgedehnt und be-
schrĂ€nkt.â (Lohmann 2005, 7)
In zweiter Linie bilden völkerrechtliche Vereinbarungen (Menschenrechts-
pakte der UN) und zwischenstaatliche regionale Abkommen (z. B. EuropÀi-
sche Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten von
1950) GefĂ€sse fĂŒr legale Menschenrechte auf einer transnationalen Ebene.
Besonders schwere Verletzungen bestimmter Menschenrechte erweisen
sich inzwischen durch das Römer Statut des Internationalen Strafgerichts-
hofs als strafbewehrt, sodass Einzelpersonen so zur Verantwortung gezo-
gen werden können.
Menschenrechte sind nicht âvom Himmel gefallenâ, sondern sie stellen
eine Einigung der internationalen Gemeinschaft dar. Sie sind also histo-
risch kontingent entstanden. Die historische Dimension der Menschenrech-
te umfasst die ideengeschichtliche Entwicklung der Menschenrechte und
die Entstehung des politischen Konsenses âMenschenrechteâ. Damit ist
der öffentliche Meinungs- und Willensbildungsprozess angesprochen, der
zur Transformation von moralisch begrĂŒndbaren Menschenrechten in po-
sitives, legales Recht fĂŒhrt. Eine zentrale Rolle, wenn nicht sogar die Im-
pulsgebung dazu und der Antrieb zur Vollendung kommen der âGewich-
tung von historischen Erfahrungen der Verletzung und Missachtung von
Menschen und/oder der EinschÀtzung von drohenden GefÀhrdungen und
wichtigen Notlagenâ (Lohmann 2005, 8) zu.
âIt is remarkable that an often-heard plea is that human rights should
be less âpoliticizedâ. This makes no sense. Human rights are political: they
articulate the relationship between individuals and groups within a com-
munity and their relationship with others, particularly those with power
and authority. Thatâs national politics. If states set up a Human Rights
Council at the UN, where governments discuss each otherâs records,
thatâs international politics. The hope that governments will somehow
set aside their economic and foreign policy interests to arrive at objective
âapoliticalâ assessments of the human rights behaviour of other states is
vain indeed.â (Clapham 2007, 161â162)
Menschenrechte werden nicht nur im Kampf fĂŒr MenschenwĂŒrde, Ge-
rechtigkeit, Freiheit und Gleichheit als Argument im politischen Diskurs
aufgefĂŒhrt. Auch andere politische Themen werden mit wesentlichen Ele-
Peter G. KirchschlÀger | menschenrechte, demokratie und religionen
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:1
- Title
- Limina
- Subtitle
- Grazer theologische Perspektiven
- Volume
- 2:1
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- Size
- 21.4 x 30.1 cm
- Pages
- 194
- Categories
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven