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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:1
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Page - 94 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:1

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94 | www.limina-graz.eu axel Bernd Kunze | staat – IdentitĂ€t – recht mogenen Gesellschaft von Gleichgesinnten oder in einer sich dynamisch entwickelnden Umgebung, die kulturell offen ist“ (Lesch 2016, 137– 138). Zivilgesellschaftliches Engagement ersetzt Politik und Verwaltung, die zunehmend an ihre Grenzen stoßen. Der Nationalstaat ist fĂŒr Lesch nur noch als Funktion einer Weltinnenpolitik zu denken, die sich durch wei- che Steuerungsinstrumente transnationaler Strukturen realisiert. Am Ende stehen die Bilder einer „Weltrepublik“, welche das vorhandene Völkerrecht fortfĂŒhrt, und einer demokratischen Weltgesellschaft, in der sich die BĂŒr- ger „als Freie und Gleiche begegnen können“. Zu den Regeln der skizzier- ten Weltinnenpolitik gehört, dass das „an nationale Herkunft gebundene StaatsbĂŒrgerrecht weltbĂŒrgerlich transformiert wird“ und der Einzelne nicht mehr „Gefangener eines Territoriums, eines Staates, einer Ethnie oder einer Religion“ sein soll (Lesch 2016, 160–161). Etwas prosaischer hat die deutsche Bundeskanzlerin diesen Gedanken am 25. Februar 2017 in einer Rede in Stralsund auf folgende Formel verkĂŒrzt: „Das Volk ist jeder, der in diesem Lande lebt.“ Offen bleibt bei Lesch, wie ein in bestĂ€ndiger Auflösung begriffener Na- tionalstaat ĂŒberhaupt noch integrations- und handlungsfĂ€hig sein kann. Denn die Wahrnehmung globaler Verantwortung und die Integration von Fremden „auf allen Ebenen des Politischen“ werden bei aller kosmopoliti- schen Rhetorik dann doch weiterhin vom Staat erwartet. Eine ausgewogene sozialethische Urteilsbildung sollte auch die Gegenpro- be vornehmen und fragen, welche Nebenkosten eine schleichende Abwen- dung vom Nationalstaat nach sich ziehen könnte. Die MĂŒnsteraner Sozial- ethikerin Marianne Heimbach-Steins fordert fĂŒr die Politik einen „Kom- pass“ ein, „der mit einem ‚Überschuss‘ ethischer Orientierung ĂŒber das aktuell Machbare und KonsensfĂ€hige hinausweist und eine Zielsetzung fĂŒr die Politik annimmt, die im Namen der HumanitĂ€t ein Moment des Utopi- schen einklagt“ (Heimbach-Steins 2018, 234). GĂ€nzlich anders hingegen hat der Wiener Alttestamentler Ludger Schwienhorst-Schönberger dar- auf hingewiesen, dass der gesinnungsethisch ausgerichtete Mainstream kirchlicher Sozialethik letztlich auf eine Politik hinauslaufe, in der Gren- Eine ausgewogene sozialethische Urteilsbildung sollte auch fragen, welche Nebenkosten eine schleichende Abwendung vom Nationalstaat nach sich ziehen könnte.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
2:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
194
Categories
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