Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zeitschriften
LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:1
Page - 100 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 100 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:1

Image of the Page - 100 -

Image of the Page - 100 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:1

Text of the Page - 100 -

100 | www.limina-graz.eu axel Bernd Kunze | staat – IdentitĂ€t – recht – am Ende könnten sowohl die Interessen der einheimischen Bevölkerung wie auch derjenigen, die dringend auf humanitĂ€ren Schutz und Asyl ange- wiesen sind, auf der Strecke bleiben. Sozialethisch bleibt es wichtig, sich ĂŒber die Spielregeln fĂŒr den (mitunter harten) politischen Streit zu verstĂ€ndigen, diesen zivil zu halten und zu fragen, welche formalen Regeln fĂŒr Christen dabei unabdingbar gelten soll- ten – dies verbietet populistische Vereinfachungen, gleich ob vom rechten oder linken Rand oder auch aus der Mitte der Gesellschaft. Zu diesen Stra- tegien, die auf Dauer den öffentlichen Diskurs beschĂ€digen, zĂ€hlt auch, im politischen und wissenschaftlichen Streit abweichenden Positionen nicht mit Argumenten zu begegnen, sondern den politischen Gegner zu etiket- tieren und so seine Position als argumentationsunwĂŒrdig zu brandmarken. Dem Verfassungsrecht eignet grundsĂ€tzlich ein konservatives Moment. Der liberale Rechts- und Verfassungsstaat kann eine bestimmte ‚Leitkultur‘ seiner BĂŒrger nicht hoheitlich herstellen, aber er darf einen entsprechen- den, politisch belastbaren GedĂ€chtnisraum fördern. Der Kreuzerlass im Freistaat Bayern, der im FrĂŒhjahr 2018 fĂŒr Konfliktstoff sorgte, ist durch- aus legitim (vgl. Kunze 2018). Nach dem Willen der dortigen Landesregie- rung muss seitdem in jeder Landesbehörde im Eingangsbereich ein Kreuz hĂ€ngen. Recht und staatliche Ordnung leben von affektiven Bindungen an ihre kulturellen PrĂ€gungen. Und eine stabile Rechts- und Staatsordnung lebt davon, dass die Herkunft der ihnen zugrundeliegenden Werte und Prinzipien aus der spezifischen, einheimischen Tradition nicht geleugnet wird. FĂŒr den deutschsprachigen Kulturraum ist ein nationalstaatlicher Zentra- lismus untypisch. Dies hat zahlreiche historische GrĂŒnde, die hier nicht nĂ€her diskutiert werden können. Heutige Bundesstaaten sind aber auch nicht einfach nur ein loser Verbund regionaler Landsmannschaften. In ih- nen organisiert sich das Staatsvolk als eine politische Schicksalsgemein- schaft, die durch gemeinsame Geschichte, Tradition, Sprache und Werte zusammengehalten wird. Im staatlichen Zusammenleben hat es immer die Möglichkeit der EinbĂŒr- gerung gegeben, doch darf diese nicht unter Wert verkauft werden. Wer eine andere Staatsangehörigkeit anstrebt, von dem muss mehr als ein for- males Bekenntnis zur Verfassung verlangt werden. Andernfalls steht zu Eine stabile Rechts- und Staatsordnung lebt davon, dass die Herkunft der zugrundeliegenden Werte nicht geleugnet wird.
back to the  book Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:1"
Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
2:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
194
Categories
Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Limina