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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
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21 | www.limina-graz.eu Richard Sturn | Generationengerechtigkeit, Generationenvertrag und Entsolidarisierung zen-Rechnung klimapolitisch relevanter Investitionen. Diese Uneinigkeit ist nicht zuletzt das Resultat unterschiedlicher Annahmen über die sach- gerechte Diskontierung (d. h. Abwägung gegenwärtigen und zukünftigen Wohlergehens) – unter Voraussetzung jenes normativ-individualistischen Rahmens, wie er eben der normativen Ökonomik zugrunde liegt. Sturn und Klimascek (2019) fassen die Grundlogik dieses Rahmens wie folgt zusam- men: Ereignisse, die erst in der Zukunft eintreffen, werden in aller Regel diskontiert, um ihren Gegenwartswert zu berechnen. Normalerweise be- kommen wir lieber 100 Euro (€) heute als 100 € in einem Jahr. Doch wie sieht es aus, wenn wir uns zwischen 100 € heute und 110 € in einem Jahr entscheiden müssten? Jene, die 100 € heute bevorzugen, diskontieren die Zukunft stärker ab als jene, die 110 € in einem Jahr bevorzugen. Dabei kann es viele Gründe für eine unterschiedlich starke Diskontierung geben. Max, der in kurzfristigen Geldnöten ist, wird sich wohl für die 100 € heute ent- scheiden, ebenso wie Moritz, welcher der Meinung ist, er könne aus diesen 100 € durch kluge Investments mehr als 110 € in einem Jahr erwirtschaften. Ein Zinssatz von 10 % per annum ist aber vielleicht höher, als es Katharinas individueller Zeitpräferenzrate entspricht, die sich mithin für die 110 € in einem Jahr entscheidet. Eine solche Diskontierung zukünftiger Vorteile wird von Klimaökono- mInnen nun für die soziale Bewertung klimarelevanter Investitionen vor- genommen. In Hinblick auf die klimapolitische Relevanz der Vermeidung oder Nicht-Vermeidung von CO2-Emissionen müssen wir allerdings viel längerfristige Zeithorizonte betrachten als im Rahmen jener anderen öf- fentlichen Projekte, für welche das Instrumentarium der Kosten-Nutzen- Analyse entwickelt wurde. Zum einen stellt sich die ethische Frage, inwiefern es für die Gesellschaft als Ganzes überhaupt legitim ist, die Wohlfahrt zukünftiger Generatio- nen zu diskontieren. Es kann doch nicht sein, dass Angehörige zukünfti- ger Generationen „weniger wert“ sind. So würden zumindest viele phi- losophische EthikerInnen argumentieren. ÖkonomInnen, die sich dieser Problematik bewusst sind, führen typischerweise als vertretbaren Grund für eine (folglich sehr geringfügige) Diskontierung an, es bestehe eine ge- wisse Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Menschheit aus nicht mit dem Kli- ma zusammenhängenden Gründen untergeht, bevor der Klimawandel dra- Wie lassen sich gegenwärtiges und zukünftiges Wohlergehen gegeneinander abwägen?
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
3:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2020
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
222
Categories
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