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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
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22 | www.limina-graz.eu Richard Sturn | Generationengerechtigkeit, Generationenvertrag und Entsolidarisierung matische Auswirkungen zeitigt. Zum anderen wird vor allem von Ökono- mInnen argumentiert, auch bei klimapolitischen Investitionen müsse man einen ökonomisch sinnvollen Zinssatz annehmen, denn sonst komme es zu Fehlinvestitionen.2 Jedenfalls zeigt sich, dass Unterschiede des gewählten Diskontierungsfak- tors große Auswirkungen auf unser Ergebnis haben. Der bekannte Ökonom N. Gregory Mankiw (2009) nutzte in seiner Demonstration der weitrei- chenden Implikationen unterschiedlicher Diskontraten das Volkseinkom- men als Bemessungsgrundlage. Er ging – der Einfachheit halber – davon aus, dass dieses konstant bleibt, es aber in 100 Jahren zu einem Ereignis (nennen wir es: Klimaschaden) kommt, welches das Volkseinkommen dauerhaft um 100 Milliarden $ senkt. Es stellt sich nun die Frage, wieviel man heute zu zahlen bereit wäre, um dieses Ereignis zu verhindern. Bei ei- nem Diskontierungsfaktor von 1 % p. a. kommen wir auf ein Ergebnis von fast 3,7 Billionen $. Nehmen wir hingegen einen Diskontierungsfaktor von 5 % p. a. an, so kommen wir lediglich auf einen Wert von 15,2 Milliarden $. Dies entspricht einem Unterschied um mehr als das 200-fache, obwohl wir von der gleichen Schadenshöhe und dem gleichen Zeithorizont sprechen. Wir änderten lediglich den Diskontierungsfaktor. Wie Stern (2007) argu- mentiert, lassen sich aus normativer Sicht keine überzeugenden Gründe für einen Diskontierungsfaktor von 5 % vorbringen, der wohl eine Kli- mapolitik im Sinn der Erhaltung der Lebensgrundlagen zukünftiger Ge- nerationen unmöglich machen würde (vgl. in diesem Sinn auch Llavador/ Roemer/ Silvestre 2009).3 Zwischenfazit Die oben skizzierten großen Bewertungsunterschiede für klimarelevante Investitionen deuten so etwas wie eine reductio ad absurdum eines zu weit getriebenen normativen Individualismus an: Die Suche nach einem belast- baren ökonomischen Kalkül einer Kosten-Nutzen-Analyse endet im Nir- wana fiktiver Modellwelten. In diesem Sinn und für den vorliegenden Kon- text des Klimawandels ist die Frage „Soll der Diskontfaktor groß oder klein sein?“ nur bedingt relevant (auch wenn wir uns vielleicht eher auf die Seite jener schlagen würden, die einen kleinen Diskontfaktor bevorzugen). Kli- 2 Vertiefend zu den Problemen, die bei der Anwendung von Kosten- Nutzen-Analysen auf die Evaluie- rung klimapolitischer Maßnahmen zu berücksichtigen sind, vgl. die Ausführungen im Anhang des Bei- trags. 3 Dies hat weitgehende Impli- kationen auch für die Frage nach dem angemessenen CO2-Preis im Rahmen preisförmiger Anreize zur CO2-Reduktion wie CO2-Steuern. Mit einem niedrigen Diskontfaktor à la Stern ergibt sich ein CO2-Preis von 300 € und darüber, wohingegen ein höherer Diskontfaktor à la Nordhaus (2006) etwa ein Zehntel dieser Grö- ßenordnung ergibt. Unterschiede des gewählten Diskontierungsfaktors haben große Auswirkungen auf das Ergebnis der Kosten-Nutzen-Analyse.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
3:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2020
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
222
Categories
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