Page - 45 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
Image of the Page - 45 -
Text of the Page - 45 -
45 | www.limina-graz.eu
Jochen Ostheimer | Den eigenen Untergang erzählen, um ihn zu verhindern
Klima und globale Klimaveränderungen, in deren Zentrum insbesondere
die Eiszeiten standen. Bereits damals wurde der Anstieg der Kohlendioxid-
konzentration in der Atmosphäre als eine mögliche Ursache für Tempe-
raturanstiege angesehen (z. B. J. Fourier, J. Tyndall) und dieser wie derum
in manchen Ansätzen (etwa bei S. Arrhenius oder T. Chamberlin) auf
menschliches Handeln zurückgeführt (zu Arrhenius vgl. Hulme 1997 so-
wie das Sonderheft Ambio 1997, 26, 1). Daneben wurden auch andere mög-
liche Ursachen diskutiert, insbesondere eine Veränderung der Sonnen-
strahlung infolge der Sonnenfleckenzyklen sowie Wasserdampf. Nachdem
das wissenschaftliche und mehr noch das öffentliche Interesse an diesem
Thema alsbald wieder verklungen war, bereitete die Zunahme der Umwelt-
probleme wie auch des ökologischen Bewusstseins ab den 1970er-Jahren
einen fruchtbaren Boden für ein Wiederaufleben des Klimadiskurses, wobei
die öffentliche Resonanz durch den Ausbau der Massenmedien deutlich be-
günstigt wurde.
Die Katastrophe der Erderwärmung
Die bekannteste und bis heute gängige Version ist die der globalen Erwär-
mung, wobei die Folgen dieser Entwicklung in ihrer Mehrheit als negativ,
gar als bedrohlich eingeschätzt werden. Die leitende Metapher ist die des
Treibhauses, die wohl zum ersten Mal vom französischen Mathematiker
und Physiker Jean-Baptiste Joseph Fourier 1824 verwendet wurde (vgl.
Viehöver 2012b, 187; dagegen Fleming 1999). Während Fourier zwar den
Wärme speichernden Effekt der Erdatmosphäre erkannte, aber die Ursa-
chen nicht näher benennen konnte, wurde in den folgenden Jahren die
große Bedeutung von Wasserdampf als primärem Treibhausgas erkannt.
Arrhenius konzentrierte seine Forschungen indes auf das Kohlendioxid,
von dem bekannt war, dass es infrarote Strahlung, also Wärme, absorbiert
und dass es langlebig in der Atmosphäre verbleibt. Denn durch die massive
Verbrennung von Kohle im Zuge der Industrialisierung wurden gewaltige
Mengen an CO2 freigesetzt, während sich am Wasserkreislauf kaum etwas
geändert hatte.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts lagen im Prinzip alle Wissenselemente
vor, um eine Theorie der anthropogenen Erderwärmung zu formulieren.
Die Forschungen dazu wurden indes erst einige Jahrzehnte später wieder
Klimaerzählung 1: Erwärmung durch die Freisetzung von Kohlendioxid
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
- Title
- Limina
- Subtitle
- Grazer theologische Perspektiven
- Volume
- 3:1
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- Size
- 21.4 x 30.1 cm
- Pages
- 222
- Categories
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven