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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
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Page - 78 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1

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78 | www.limina-graz.eu Şenol Yaĝdı | Von der Bildungsferne zum Bildungsaufstieg Erziehung auswirkt und in weiterer Folge den Habitus der Kinder prägt. Der Habitus und das kulturelle Kapital von Kindern mit Migrationshintergrund unterscheiden sich daher von jenen von Kindern ohne Migrationshinter- grund, was nicht auf ethnische oder kulturelle Unterschiede zurückzufüh- ren ist, sondern auf die Migrationserfahrungen der Familie (vgl. Niehaus 2008, 138; Tepecik 2011, 304). Die Rolle der Mütter auf dem Bildungsweg In der Untersuchung hat sich gezeigt, dass auch geschlechtsspezifische Aspekte von Bedeutung sind. Einerseits spielt das Geschlecht in der El- tern-Kind-Beziehung generell eine Rolle, andererseits ist es in der inter- generationalen Transmission von Bildungsaufträgen von Bedeutung. Meist sind es nämlich die Mütter, die sich sehr für den Bildungsaufstieg ihrer Kinder (insbesondere der Töchter) einsetzen, da sie selbst im Her- kunftsland keinen Zugang zu höherer Bildung hatten. Sie bemühen sich um die Kompensation mangelnder Ressourcen, eignen sich Wissen über das Bildungssystem an, knüpfen Kontakte zu NachbarInnen oder nutzen an- dere außerfamiliäre Netzwerke, um Fördermöglichkeiten bereitzustellen. Die meisten Mütter der befragten Studierenden stammen aus ländlichen, agrarwirtschaftlich geprägten Gebieten der Türkei, in denen traditionel- le patriarchalische Strukturen und Rollenbilder vorherrschen, wodurch ihnen der Zugang zu höherer Bildung verwehrt blieb. Die mangelhafte Schulbildung im Herkunftsland setzte sich nach der Migration aufgrund unzureichender Weiterbildungsmöglichkeiten fort und hatte eine inter- generationelle Übertragung des Bildungsauftrags zur Folge, da die Mütter eine höhere Bildung als wichtige Chance für Unabhängigkeit und Emanzi- pation ansehen. Der Bildungsauftrag wird insbesondere von den Töchtern zumeist unhinterfragt übernommen und in eigene Bildungsaspirationen umgewandelt. In den Worten Aylins: „Für uns gab es keinen anderen Ausweg als Bildung […], besonders mei- ne Mama ist hinter uns hergelaufen. Der einzige Weg war Bildung und Uni. Das war unser Ziel. […] Ich glaube, das liegt daran, dass sie in der Türkei nur die Grundschule abschließen durfte. […]. Und deshalb mussten Meist sind es die Mütter, die sich sehr für den Bildungsaufstieg ihrer Kinder (insbesondere der Töchter) einsetzen.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
3:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2020
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
222
Categories
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