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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
Page - 138 -
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Page - 138 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1

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138 | www.limina-graz.eu Johannes Thonhauser | Das Narrativ von Bedrohung und Widerstand tinuität von kryptoprotestantischen Milieus und politischer Struktur stu- dieren. Offenbar haben sich die Erfahrungen mit Staat und Kirche in den krypto- protestantisch geprägten Regionen über Generationen hinweg zu einem Habitus des Protestes verfestigt. Der konfessionelle Aspekt dahinter scheint längst verblasst zu sein. Aus dem Protestantismus wurde ein Protesthabi- tus. Das Narrativ, das diesen Habitus mitformte, hat seine konkrete Gestalt im Laufe der Generationen verändert, sein Grundmotiv von Bedrohung und Widerstand ist aber gleich geblieben. Verändert haben sich allerdings die Inhalte, von wem die Bedrohung ausgeht und gegen wen es Widerstand zu leisten gilt. Längst sind es die regierenden Eliten in Wien oder in Brüssel, denen man grundsätzliche Skepsis gegenüberbringt. Mitunter kann dieses Misstrauen gegenüber „denen da oben“ aber auch Eliten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Kultur betreffen, nicht zuletzt auch die Vertreter der Amtskirche. Dieser zuletzt genannte Aspekt ist auch mit der verhältnismäßig schwa- chen Stellung der katholischen Kirche innerhalb der Kärntner Bevölkerung in Zusammenhang zu bringen. So wirkten die Erfahrungen aus der Zeit des konfessionellen Absolutismus in den ausgeprägten Antiklerikalismus der deutschnationalen Bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts hinein. Dem- entsprechend war auch den Kärntner Vertretern der Amtskirche die Kir- chenaustrittsgefahr in den 1930er-Jahren wohl bewusst und muss auch für die oftmals kritisierte „nazifreundliche“ Haltung Bischof Adam Hef- ters (Bischof von 1915 bis 1939) ins Treffen geführt werden.3 Auch in der Nachkriegszeit waren die Kirchenbesuchszahlen im Vergleich zu anderen österreichischen Bundesländern (mit Ausnahme Wiens) deutlich niedriger. So lässt sich aus diversen Wertestudien ein vergleichsweise ausgeprägtes Misstrauen gegenüber der katholischen Kirche bis in die Gegenwart nach- weisen (vgl. Zulehner 1978; Zulehner 2010). Bemerkenswert daran ist, dass das mit diesem mentalitätsgeschichtlichen Prozess einhergehende Autoritätsverständnis durchaus ambivalent ist. Die hier angesprochene Elitenskepsis ist eine sehr abstrakte. Denn „die da oben“ sind eine unkonkrete Größe. Dieser Form der Obrigkeitskritik ge- genüber steht eine deutlich ausgeprägte „Untertanenmentalität“, die einer sehr persönlichen Loyalitätsbeziehung entspringt und in unterschiedli- chen gesellschaftlichen Bereichen wiederzufinden ist – nicht nur zwischen 3 So bemerkte Hefter einmal ange- sichts der grassierenden Kirchen- austrittsbewegung: „Die Bischöfe Waitz und Gföllner haben leicht reden und können es sich leisten, energisch gegen den Nationalsozia- lismus in ihren Diözesen aufzutre- ten, da die religiösen Verhältnisse in Tirol und Oberösterreich doch ganz anders sind als in Kärnten, wo die Gefahr des Abfalles eine ungeheure ist!“ (Adam Hefter, zit. in Oberstei- ner 1980, 190). Aus dem Protestantismus wurde ein Protesthabitus.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
3:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2020
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
222
Categories
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