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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
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Page - 148 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1

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148 | www.limina-graz.eu Martina Schmidhuber | Mehr-Generationen-Wohnen als Zukunftsmodell vorgestellt und daraufhin geprüft, ob sie sich für Menschen in vulnerablen Situationen eignen. Individualisiertes Wohnen – eine Einbahnstraße? Das Mehr-Generationen-Haus, in dem bis zu drei Generationen unter einem Dach lebten, ist kaum noch in unserer westlichen Gesellschaft vor- zufinden. Statistisch gesehen besteht der durchschnittliche Haushalt in Österreich aus 2,22 Personen. In lediglich 5  Prozent der Haushalte in Ös- terreich leben sechs oder mehr Personen. Etwa ein Sechstel der Menschen in Österreich (16,8 Prozent) lebt alleine (vgl. Statistik Austria 2019). Das hat mindestens zwei gesellschaftliche Folgen: Zum Einen kann die zunächst gewünschte Individualisierung, vor allem in Großstädten, dazu führen, dass Menschen immer einsamer werden. In vulnerablen Situationen, etwa bei Krankheit, Hilfsbedürftigkeit etc., ist man dann auf sich allein gestellt. Zum anderen ist für ältere Menschen der Wunsch, möglichst lange zu Hau- se zu leben, nicht mehr in der Form umsetzbar, wie dies früher der Fall war. Denn auch noch relativ selbständige ältere Menschen sind schnell auf die Unterstützung anderer im Alltag angewiesen, z. B. beim Tragen schwerer Einkaufstaschen. Während die erstgenannte Form des Allein-Wohnens wohl meistens aus einem freiwilligen Grund resp. aus dem Wunsch nach Selbstbestimmung und Freiheit heraus geschieht, wird die Konsequenz, wie Spitzer konstatiert, dass daraus Einsamkeit werden kann, vermutlich eher nicht bedacht. Genausowenig wird bedacht, dass man schnell in eine vulnerable Situation kommen kann und dann das Angewiesen-Sein auf andere zum manifesten Thema wird. Menschen neigen dazu, so zeigt der Marshmallow-Effekt (vgl. Mischel 2016), sich für kurzfristigere Vorteile zu entscheiden und mögliche spätere unangenehmere Tatsachen eher zu suspendieren. Es fällt deshalb vielen Menschen schwer, aktuelles Handeln an späteren möglichen Folgen zu orientieren, die noch weit in der Zukunft liegen (vgl. im Kontext gentechnischer Eingriffe dazu auch Schaupp 2018, 224). Das bedeutet in diesem Fall, dass Menschen ihre Freiheit und Unab- hängigkeit leben wollen und dabei nicht antizipieren, dass sie in eine vul- nerable Situation geraten können. Aus gewünschter Selbstbestimmung und Freiheit kann Einsamkeit werden.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
3:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2020
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
222
Categories
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