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Anna-Christina Kainradl und Ulla Kriebernegg | „They say we messed it up. Killing the planet ...“
We face a threat more grave and certain than those posed by chemical
weapons, nuclear proliferation, or ethnic strife: the ‘age wave’.
Peter G. Peterson, ehemaliger CEO der Lehman Brothers (1999)
Seit Monaten gehen SchülerInnen auf die Straße, um für Maßnahmen gegen
den Klimawandel zu demonstrieren. Sie tragen Sprüche wie „Die grauen
Herren verheizen unsere Zukunft!“ oder „Opfert nicht unsere Zivilisation
für eure Gier!“ auf ihren Plakaten. Greta Thunbergs Auftritt während des
UN Klimagipfels am 23. September 2019 beeinflusst nicht nur den Klima-
sondern auch den Generationendiskurs maßgeblich, wenn sie in ihrer Rede
sagt: „The eyes of all future generations are upon you. And if you choose to
fail us I say we will never forgive you“ (Thunberg 2019, o. S.; vgl. Deutsche
Presseagentur 2019 und Milman 2019).
Indem sie die anwesenden PolitikerInnen zornig auf deren Versäumnisse
den Umweltschutz betreffend hinweist, macht sie unmissverständlich klar,
dass sie sich nicht als Teil der Gruppe der MachthaberInnen, sondern als
deren wütendes Gegenüber sieht, und sie droht:
„We will not let you get away with this. Right here, right now is where we
draw the line. The world is waking up. And change is coming, whether
you like it or not“ (Thunberg 2019, o. S.).
Thunberg weist den Staats- und RegierungschefInnen Schuld an der Klima-
misere zu und fordert Konsequenzen für deren Verhalten. „Wir jungen
Leute sind nicht mehr zu stoppen“, warnt die 16-jährige Klimaaktivistin
die Regierungschefs. Als „Ikone der Jugendbewegung“ (Schirmer/Kainz/
Blickle 2019, o. S.) positioniert sie ihre umweltbewusste Gruppe diskursiv
als Gegenüber zu den geldgierigen und ignoranten „Alten“ und Mächtigen.
Auch wenn die Jugendlichen keineswegs „machtlos“ sind, sitzen sie doch
nicht in jenen Positionen, aus denen heraus strategische Entscheidungen in
Politik und Wirtschaft getroffen werden. Dennoch ist klar, dass mit ihnen
in Gegenwart und Zukunft zu rechnen ist. Die Kritik der Jugendbewegung
am aktuellen Machtgefälle wird unterstrichen durch die wirkmächtige
Bildsprache der Medien (kleines Mädchen mit Zöpfen gegen alte, mächtige
Männer), die nicht zuletzt auch zu einer Analyse aus gender-theoretischen
Perspektiven einladen würde.
„The eyes of all future generations are upon you.“
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
- Title
- Limina
- Subtitle
- Grazer theologische Perspektiven
- Volume
- 3:1
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- Size
- 21.4 x 30.1 cm
- Pages
- 222
- Categories
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven