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Anna-Christina Kainradl und Ulla Kriebernegg | „They say we messed it up. Killing the planet ...“
In den Rufen der Jugendlichen im Rahmen der „Fridays for Future“-Bewe-
gung klingt der „Clash of Generations“ durch: „Wir sind hier, wir sind laut,
weil Ihr uns die Zukunft klaut!“ Das „Ihr“, das hier angesprochen wird, be-
nennt zuerst politisch Entscheidungstragende, aber auch viel umfassender
das Gegenüber der Jungen: die älteren Generationen. Diese werden in die
Rolle der am Klimawandel Schuldigen interpelliert, während das „wir“ als
diejenigen, die Verantwortung übernehmen möchten und das durch Pro-
test tun, dargestellt wird: „Wir streiken, bis Ihr handelt!“ (Fridays for Fu-
ture 2019)
Der vorliegende Artikel thematisiert alternswissenschaftlich relevante Im-
plikationen des Klimadiskurses und dessen problematische Instrumenta-
lisierungsmöglichkeiten, die zu einer verstärkten Altersfeindlichkeit und
-diskriminierung führen können. Dabei ist klar, dass weder Greta Thun-
berg noch den AktivistInnen der „Fridays for Future“-Bewegung explizit
Altersfeindlichkeit oder -diskriminierung vorgeworfen werden kann. Ge-
rade Letztere betonen die Offenheit ihrer Aktivitäten für Menschen jed-
weden Alters. Menschen aller Altersgruppen, die sich den Protesten an-
schließen wollen, werden wohlwollend in die Demonstrationszüge für ein
Mehr an Umweltschutz aufgenommen. Dennoch findet sich eine eindeuti-
ge rhetorische Spaltung in „wir“ und „ihr“, wenn die Regierenden auf den
Schildern der Jugendlichen als „graue Herren“, deren Gier die Zukunft der
Jugend geopfert wird, bezeichnet werden. Die Dynamik zwischen den Ge-
nerationen im Rahmen der Proteste gegen die Umweltzerstörung ist, wie
der vorliegende Artikel zeigen soll, nicht getrennt von anderen narrativen
Konstruktionen des Alters als das „Andere“ zu betrachten. Auch wenn in
aktuellen Klimadebatten Fragen des Alterns und des demografischen Wan-
dels nicht an erster Stelle stehen: In Debatten zur Verantwortung für den
anthropogenen Klimawandel tauchen sie implizit auf und sind in Diskus-
sionen zu notwendigen Maßnahmen präsent.
Ausgehend von Margaret Atwoods satirisch-dystopischer Kurzgeschichte
„Torching the Dusties“ (2014), in der junge Menschen mit Babymasken
beginnen, im globalen Norden Altersheime abzufackeln, wird in diesem
Artikel der Blick dafür geschärft, welche Altersbilder und Argumentations-
strukturen in diskursiven Formationen zum Klimawandel mitschwingen
bzw. parallel dazu verhandelt werden.
Welche Altersbilder schwingen in diskursiven
Formationen zum Klimawandel mit?
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
- Title
- Limina
- Subtitle
- Grazer theologische Perspektiven
- Volume
- 3:1
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- Size
- 21.4 x 30.1 cm
- Pages
- 222
- Categories
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven