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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
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175 | www.limina-graz.eu Anna-Christina Kainradl und Ulla Kriebernegg | „They say we messed it up. Killing the planet ...“ seiner fast erblindeten Freundin Wilma, durch deren Fokalisierung wir als Lesende das Geschehen erleben, Unterhaltung und Unterstützung im tri- sten Alltag bietet. Wilma leidet am Charles-Bonnet-Syndrom, einer Form der Makuladegeneration, die sie fast erblinden ließ. Sie kann nur wenig von ihrer Umwelt wahrnehmen, sieht jedoch ständig und in aller Deutlichkeit kleine Figuren, die in historisch anmutenden Kostümen tanzen und sprin- gen, auf ihre Möbel oder die Fensterbank klettern und sich blendend zu un- terhalten scheinen, aber niemals mit Wilma sprechen. Wilma ist sich des- sen bewusst, dass die „Chuckies“, wie sie die kleinen Männchen nennt, ein nicht ungewöhnliches Symptom ihrer Augenerkrankung sind, und hat ge- lernt, mit dieser Sinnestäuschung umzugehen. Tobias ist Wilmas einziger mehr oder weniger Vertrauter, der das, was er sieht, mit ihr teilt: „We have to be kind to one another in here, she [Wilma] tells herself. We’re all we have left“ (Atwood 2014, 227). Als er schließlich eines Tages durch Wilmas Fernglas beobachtet, wie sich vor den Toren der noblen Anlage eine de- monstrierende Menschenmenge formiert, die täglich größer wird, schließ- lich sogar Lieferwägen blockiert und nur noch dem Pflegepersonal und an- deren Angestellten gestattet, das Areal zu verlassen, wird er skeptisch. Die Demonstrationen vor dem Heim werden immer aggressiver, und To- bias muss erkennen, dass die Feindseligkeit gegenüber den „InsassInnen“ tagtäglich zunimmt: „‘Do you think they’re dangerous?’ says Wilma. ‘Not here,’ says Tobias. ‘But in other countries they are burning things down. This group. They say they are international. They say millions are rising up’“ (Atwood 2014, 245). Interessanterweise tragen die Demonstrierenden als Erkennungszeichen Babymasken und Schilder, auf denen „Our Turn“ („Wir sind dran“) steht: „‘They say it’s their turn,’ says Tobias. […] ‘At life, they say. I heard one of them on the television news; naturally they’re being interviewed all over the place. They say we’ve had our turn, those our age; they say we messed it up. Killing the planet with our own greed and so forth.’ ‘They have a point there,’ says Wilma. ‘We did mess it up. Not on purpose, though.’“ (Atwood 2014, 243–244) Die Welt außerhalb des SeniorInnenheims hat mit dramatischen Folgen des Klimawandels, wie Unwettern, Hungersnöten und Krokodilsinvasionen, zu kämpfen (Atwood 2014, 239), die die staatliche Infrastruktur und die Ex-
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
3:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2020
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
222
Categories
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