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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
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178 | www.limina-graz.eu Anna-Christina Kainradl und Ulla Kriebernegg | „They say we messed it up. Killing the planet ...“ lem diejenigen, die bettlägrig sind oder Demenz haben und im „Advanced Living Wing“ (Atwood 2014, 261) – ein weiterer satirischer Seitenhieb – untergebracht wurden, sind hilflos sich selbst überlassen. Tobias schafft es in letzter Sekunde, Wilma und sich ins Freie zu retten. Aus ihrem Versteck schauen die beiden zu, wie Ambrosia Manor ein Raub der Flammen wird, hoffend, dass die panischen Schreie der darin gefangenen BewohnerInnen möglichst schnell verklingen mögen (Atwood 2014, 267). Die Geschichte endet mit Wilmas Beobachtung des Feuers und ihrer Halluzinationen. Sie stellt fest, dass die Flammen ihren „Chuckies“ zu gefallen scheinen: „Blended with them, flickering and soaring, are the little people, their red garments glowing from within, scarlet, orange, yellow, gold. They’re swirling upward, they’re so joyful! They meet and embrace, they part; it’s an airy dance. Look. Look! They’re singing!“ (Atwood 2014, 268) Die Alten als Bürde. Eine literaturgerontologische Einordnung Die Beschreibung der Figuren in ihren aufwendig gearbeiteten „red vel- vet costumes, richly textured and patterned in gold“ (Atwood 2014, 266) und des „luftigen Tanzes“, in dem die Männer und Frauen sich zunicken, knicksen, zusammenkommen und wieder auseinandergehen (Atwood 2014, 266), erinnert an einen Renaissance-Tanz und könnte als intertex- tueller Bezug zum Elisabethanischen Drama gesehen werden, und zwar vor allem zu Texten dieser Zeit, die das Bürde-Narrativ des Alters behandeln, wie etwa The Old Law (1618–1619). In der von Shakespeares Zeitgenossen Thomas Middleton mitverfassten Tragikomödie, deren Titel als Anspie- lung auf das kurz davor verabschiedete Elisabethanischen Poor Law von 1601 verstanden werden kann, geht es um ein herzögliches Edikt, das die Exekution aller Frauen, die das sechzigste, und aller Männer, die das acht- zigste Lebensjahr erreicht haben, vorsieht, sowie auch all jener Personen, die schon davor die „second infancy“ (Middleton 2007 [1653], 1334), wo- mit Senilität gemeint ist, erreichen. Sie werden als Bürde für sich selbst und die Gesellschaft gesehen und gelten als nutzlos. Während Thomas Morus in Utopia (1516) sich dezidiert gegen Gerontozid ausspricht und eine würdevolle Pflege als Aufgabe des Staates sieht – wobei er freiwillige Eu- thanasie für alte, schwache und schmerzgeplagte Menschen als durchaus sinnvoll erachtet –, ist Middletons Stück, das sich auf Morus’ Vorlage be-
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
3:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2020
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
222
Categories
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