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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
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25 | www.limina-graz.eu Sonja Angelika Strube | Antimodernismus als Autoritarismus? Konzept der Stufen des Glaubens (1991) modifizierenden langjährigen Stu- dien zu religiöser Entwicklung und religiösen Stilen mit Studien zum Ver- hältnis von Religiosität und Vorurteilen (insbesondere antimuslimischen und antisemitischen; vgl. Streib/Klein 2014; dies. 2018). Auf dieser Basis können Heinz Streib und Constantin Klein zwei unterschiedliche religiöse Stile identifizieren, die mit geringer Vorurteilsneigung einhergehen. Zum einen ist dies der Stil der Fairness, Toleranz und rationalen Wahl (ftr), der auf Gerechtigkeit, Eigenverantwortung und persönliche Gewissensbildung ausgerichtet ist und mit dem bei Fowler beschriebenen individuierend-re- flektierenden Glauben (Stufe 4) korrespondiert. Zum zweiten ist es der Stil der Xenosophie5 und des Interreligiösen Dialogs (xenos), der die Begegnung mit fremdem Glauben als eine Bereicherung des eigenen Glaubens erleben kann und der mit dem von Fowler beschriebenen verbindenden Glauben (Stufe 5) korrespondiert. Demgegenüber gehen wenig komplexe, fundamentalistisch-religiöse Sti- le, die durch ein absolutistisches, exklusives und literales Verstehen der eigenen heiligen Texte geprägt sind (truth of texts and teachings [ttt]) und Fowlers mythisch-wörtlichem Glauben (Stufe 2) entsprechen, mit höherer interreligiöser Vorurteiligkeit einher (hier bestätigen sich die Ergebnisse älterer Studien). Damit bestätigen und präzisieren Streib/Klein die Vermu- tung Allports und anderer, dass unterkomplexe und zugleich rigide For- men von Religiosität Vorurteiligkeit verstärken, während reife Formen von Religiosität, die eine persönliche kritische Auseinandersetzung mit Glau- bensinhalten nicht scheuen (im Sinne eines postkritischen Glaubens bzw. einer Zweiten Naivität nach Ricœur), mit wenig Vorurteilen einhergehen. Ebenso bestätigt sich die Unterscheidung ethnozentrischer und universal ausgerichteter Religiosität, insofern ftr und xenos trotz ihrer unterschied- lichen Profilierungen universalistische Wertvorstellungen repräsentieren, während sich ttt durch eine starke (ethnozentrische) Bezogenheit auf die Eigengruppe auszeichnet. In ihren aktuellen Studien zu Xenosophie und Religion unter Jugendlichen (vgl. Streib/Klein 2018; dies. 2014; Streib 2017) haben Streib und Klein dar- über hinaus verschiedene Gottesbilder sowie bestehende Männlichkeits- ideale und ihre Verbindung zur Neigung zu Gewalttätigkeit geprüft. Dabei fiel auf, dass das Bild Gottes als Richter mit erhöhten interreligiösen Vor- Unterkomplexe, rigide Formen von Religiosität verstärken Vorurteiligkeit, reife Formen von Religiosität gehen mit wenig Vorurteilen einher. 5 Von xenos = fremd und sophia = Weisheit. Der Begriff wurde von Yoshiro Nakamura (2000) geprägt und bezeichnet den weisen Umgang mit dem Fremden bzw. die Weisheit, die aus einem guten Umgang mit dem Fremden resultiert.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
224
Categories
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