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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
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31 | www.limina-graz.eu Sonja Angelika Strube | Antimodernismus als Autoritarismus? solche Religiosität stellt das Gegenteil all der verschiedenen religiösen Haltungen dar, die mit wenig Vorurteiligkeit einhergehen: das Gegenteil einer neugierig-offenen, suchenden und fragenden Quest-Spiritualität ebenso wie das Gegenteil einer Haltung der Fairness, Toleranz und ratio- nalen Wahl oder gar einer Haltung der Xenosophie. Sie bezeichnet vielmehr exakt die Einstellungsmuster, die nachweislich mit höheren rassistischen (vgl. Hall et al. 2010) und interreligiösen (vgl. Streib/Klein 2014) Vorurtei- len einhergehen. Insofern und in dem Maße, wie die in CRS niedergelegten Haltungen auf Aussagen lehramtlicher Texte des Antimodernismus zu- rückgreifen können, spiegeln auch diese Texte aus sozialpsychologischer Perspektive eine problematische Religiosität, die ihre Anhänger*innen zu Einstellungen und Lebensauffassungen animiert, die mit höherer Vorur- teiligkeit einhergehen. Man kann also sagen: Die im Antimodernismus be- sonders hervorgehobenen Mosaikstücke aus dem großen Gesamtbild einer zweitausendjährigen katholischen Tradition spiegeln offenbar eine Reli- giosität, die laut Allport „Vorurteile erzeugt“. Bereits im Skandalisieren, das CRS und verschiedene rechtskatholische Medien betreiben, zeigt sich die von Adorno als Autoritarismus bezeichne- te Prädisposition, insbesondere der Aspekt der „autoritären Aggression“ als einer Tendenz, nach Regelübertreter*innen Ausschau zu halten, „um sie verurteilen, ablehnen und bestrafen zu können“ (Adorno 1995, 45). Im letzten Abschnitt von CRS wird dieses autoritäre Strafbedürfnis religiös überhöht und gleichermaßen verschleiert wie auf die Spitze getrieben. Ver- packt in ein scheinbar fürbittendes Gebet, gerichtet an „den allmächtigen Gott, den schuldigen Mitgliedern seiner Kirche auf Erden die Strafe zu er- sparen, die sie für diese schrecklichen Sünden verdienen“, droht CRS mit Gottes Strafe und Gericht, schließlich auch mit „ewiger Verdammnis“, sofern Papst Franziskus nicht „öffentlich und eindeutig für diese objek- tiv schwerwiegenden Sünden und für alle öffentlichen Handlungen, die er gegen Gott und die wahre Religion begangen hat, Buße“ tue und „für diese Straftaten Wiedergutmachung“ leiste. Insofern sich in diesen Zeilen ebenso wie im gesamten Dokument eher eine Haltung der eigenen Selbstgewissheit und Überhebung über andere nie- derschlägt, als dass eine empathie geleitete Angst um ihr Seelenheil spür- bar würde, scheint das Bild Gottes als eines strengen und harten Richters vor allem durch Strafbedürfnis und Straflust motiviert. Nicht die Angst vor Autoritäres Strafbedürfnis, verpackt in ein scheinbar fürbittendes Gebet
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
224
Categories
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