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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
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33 | www.limina-graz.eu Sonja Angelika Strube | Antimodernismus als Autoritarismus? in die Nähe des Blutzeugnisses gerückt und als Opfer – offen bleibt, von was – dargestellt werden. Ebenso zitiert werden prophetische Verse sowie Mahnungen aus den Paulusbriefen (Micha 1,7; Jes 45,20; Elija; auch Röm 1,25; 1 Kor 16,13; 1 Kor 14,22ff.), was eine solide Bibelkenntnis der Kom- mentator*innen belegt und eine intrinsisch motivierte Religiosität vermu- ten lässt. Zahlreiche Kommentare werten die als „Pachamama“ identifizierten Figu- ren und die Eröffnungszeremonie ab, indem sie beides ins Lächerliche zie- hen: „Bauecke im Kindergarten“ (Kirchental), „Spielecke“ (Chris2), „Aber das muss doch ein uraltes Ritual sein: ,Pachamama‘ wird mit dem Flussgott ,Tiberinus pater‘ vereint! Ein schönes Beispiel für amazonisch – römische Inkulturation“ (buscar). Darin zeigt sich zum einen eine Abwehr empathi- scher Regungen (Anti-Intrazeption nach Adorno), zum anderen eine Ab- wertung des Fremden. Kontrastierend zur Abwertung indigener Symbole und vermuteter religiöser Riten und Gewohnheiten der Amazonasregion sowie generell anderer Religionen werden die als ,eigene‘ angesehenen Glaubensinhalte und Symbole hochgeschätzt und einer ganz anderen, höherwertigen Kategorie des Religiösen zugeordnet.7 Hier zeigt sich, wie schon für CRS analysiert, ein Othering, das die Eröffnungszeremonie der Amazonassynode scharf abgrenzt von dem, was von den User*innen als wahrhaft katholisch akzeptiert wird. Die Legende vom Fällen der Donar-Eiche durch Winfried Bonifatius avan- ciert innerhalb der User-Diskussionen rasch zu einem zentralen Refe- renzpunkt. User Wynfried postet in diesem Zusammenhang den Text eines deutschen Kirchenliedes von 1778, das die Zerstörungstaten des Bonifatius gegen die Heiden preist und Gottes Zorn ebenso benennt, wie es den Bei- stand des Heiligen für Seele und Vaterland erfleht. Neben das Bild Gottes als Richter tritt in diesem Text ein ausdrücklich auf den deutschen Sprach- raum und seine Kultur bezogenes Motiv (Bonifatius als Apostel der Deut- schen), das implizit mit der vermeintlich heidnischen indigenen Kultur kontrastiert wird. Ein von User Frederico R. gepostetes Gebet zum Heiligen Erzengel Michael (Schutzpatron Deutschlands) fleht in kämpferischen Worten um Beistand gegen „die Bosheit und die Nachstellungen des Teu- fels“ und bittet: „stoße den Satan und die anderen bösen Geister [...] durch die Kraft Gottes in die Hölle“8. Was in Situationen existenzieller Bedrängnis als Hilferuf eines ohnmächtigen Individuums gedeutet werden kann, wird Abwehr empathischer Regungen und Abwertung des Fremden 7 Vgl. z. B. Stanley (21.10.2019): „Das hätte man mit der Buddha- Staue in Assisi auch tun sollen. Wir erinnern mit Entsetzen, um auf das interreligiöse Treffen 1986 in Assisi zurückzukommen, an die nach Stammesriten geschlachteten Hühner auf dem Altar der Kirche der Hl. Klara und den Schrein mit einer Buddhastatue auf dem Altar der Kirche des hl. Petrus über den Reli- quien des Märtyrers Victorinus von Amiterno, der 400 Jahre nach Chris- tus ermordet wurde, weil er seinen Glauben bezeugte.“ 8 Frederico R. (21.20.2020): „Whow – hat der Mann im Video aber Courage. Aber er hat besten Beistand. Ganz oben auf der Engels- burg. Heiliger Erzengel Michael, verteidige uns im Kampf. Gegen die Bosheit und die Nachstellungen des Teufels sei unser Schutz. Gott ge- biete ihm, so bitten wir flehentlich. Du aber, Fürst der Himmlischen Heerscharen, stoße den Satan und die anderen bösen Geister, die in der Welt umhergehen, um die Seelen zu verderben, durch die Kraft Gottes in die Hölle. Amen.“
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
224
Categories
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