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W. Weirer, J. Brunner und A. Gmoser | Professionell – missionarisch – an der Grenze zum Fundamentalismus?
Fundamentalismus zu beschreiben, ist die Religious Fundamentalism Scale
(Altemeyer/Hunsberger 2005, 379; Streib 2017, 42). Diese besteht in ihrer
ursprünglichen Form aus zwölf Items (Altemeyer/Hunsberger 2005, 380),
die in ihrer Formulierung stark auf die nordamerikanische Religiosität
zugeschnitten sind und daher von Heinz Streib und seinem Team für den
Fragebogen des Religionsmonitors 2008 für den europäischen Raum kon-
textualisiert und modifiziert wurden. Einerseits handelt es sich um Items,
deren Befürwortung auf das Vorliegen von religiösem Fundamentalismus
hinweist; andererseits finden sich im Testset auch Formulierungen, die für
religiösen Pluralismus stehen und daher ein Hinweis auf eine Ablehnung
fundamentalistischer Haltungen sind.
Sample Items „religiöser Fundamentalismus“:
̟ „Für meine Religiosität ist es wichtig, dass ich das Böse entschie-
den bekämpfe“;
̟ „Ich bin überzeugt, dass vor allem die Mitglieder meiner eigenen
Religion zum Heil gelangen“;
̟ „Ich versuche möglichst viele Menschen für meine Religion zu ge-
winnen“.
Sample Items „religiöser Pluralismus“:
̟ „Ich finde, man sollte gegenüber allen Religionen offen sein“;
̟ „Ich greife für mich selbst auf Lehren verschiedener religiöser Tra-
ditionen zurück“.
Fundamentalismus, so lässt sich aus den Items rekonstruieren, bedeutet
hier eine religiöse Haltung, die mit exklusiver Heilserwartung für die eige-
ne religiöse Gruppe, mit Missionseifer und mit einem Kampf gegen das
Böse verbunden ist (vgl. Streib 2017, 42).
Unter Bezugnahme auf religionspädagogische und sozialpsychologische
Argumentationen wurden für die vorliegende Untersuchung folgende Pa-
rameter entwickelt, um fundamentalistische Tendenzen zu erkennen:
̟ wörtliche und/oder a-kontextuelle Lesart biblischer Texte,
̟ rigorose, aus der Tradition abgeleitete Ethik,
̟ exklusive, antipluralistische Heilserwartung,
̟ Abgrenzung gegen die Außenwelt als ‚böse‘ oder verkommen,
̟ Missionseifer, der zugleich echten Dialog ablehnt.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
- Title
- Limina
- Subtitle
- Grazer theologische Perspektiven
- Volume
- 4:1
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- Size
- 21.4 x 30.1 cm
- Pages
- 224
- Categories
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven