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W. Weirer, J. Brunner und A. Gmoser | Professionell – missionarisch – an der Grenze zum Fundamentalismus?
dass eine persönliche Verbindung mit jedem und jeder einzelnen Mitfei-
ernden hergestellt wird. Da diese im alltäglichen Sprachgebrauch bei der
Interaktion mit einer größeren Anzahl von Personen nicht generell üb-
lich ist, wirkt sie zunächst ungewöhnlich. In mehreren Passagen wird die
persönliche Anrede mit Aufforderungen zur Gestaltung des (religiösen)
Lebens verbunden („Wenn du Zweifel hast, dann höre nicht auf zu beten,
höre nicht auf, Gott diese Zweifel auch zu sagen“, SM #148, 36:51–36:57;
„Du entscheidest mit deinen Worten, ob du einen Bund aufbaust oder ver-
nichtest“, SM #144, 41:41–41:46).
In den Messages werden zudem Begriffe und Ausdrücke verwendet, die dem
üblichen kirchlichen und theologischen Sprachjargon zuzuordnen sind,
wie zum Beispiel:
„[…] dass Gott zu vielen […] Menschen sagt: Komm, komm […]! Ich bin
der Weinstock und du, Mensch, bist die Rebe. Komm wieder zurück zu
mir und bringe Frucht“ (SM #143, 40:47–41:09).
Hin und wieder entstehen floskelhafte Formulierungen und Satzkonstruk-
tionen, die sich auch bei mehrmaligem Hinhören nicht eindeutig erschlie-
ßen, beispielsweise:
„Die Antwort Gottes auf den Zweifel sind die Wunden, sind seine Wun-
den, die leuchten. Das heißt, Gott führt uns in seine tiefste Verletzlichkeit
hinein. Seine Wunden sind erleuchtet vom Licht der Auferstehung. Die
Antwort Gottes auf Zweifel ist die Berührung seines Leibes.“ (SM #148,
44:07–44:29)
Oder: „Was ich sagen will, ist: Geh weg in deiner Denke, von dem, dass du
dir beginnst, einen Himmel zu verdienen, und geh hinein in das Halle-
luja und geh hinein in diesen Rückenwind, in diesen Sog, in diese Power
von Auferstehung.“ (SM #147, 29:15–29:36)
Gekonnte Rhetorik
Die Sprecher/innen setzen neben einem bewusst gewählten Sprechtempo
auch zahlreiche rhetorische Stilmittel ein. Um eine Einheit zwischen den
Vortragenden und dem Publikum zu schaffen, bedienen sie sich wieder-
„Wir sprechen eine Sprache, die die Menschen verstehen.“
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
- Title
- Limina
- Subtitle
- Grazer theologische Perspektiven
- Volume
- 4:1
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- Size
- 21.4 x 30.1 cm
- Pages
- 224
- Categories
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven