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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
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162 | www.limina-graz.eu Rita Perintfalvi | LGBTIQ-Menschen als Zielscheiben rechtspopulistischer und fundamentalistischer Angriffe Kroatien oder der Slowakei. Nachdem die Flüchtlingskrise in Ungarn aber seit 2017 in der Bevölkerung keine maßgebliche Angst mehr hervorrufen konnte, begann die Regierung mit der Anti-Gender-Attacke, die bis heute mit immer stärker werdender Intensität andauert. Bei dieser Debatte geht es nicht bloß um einen klassischen konservativen Backlash gegen Gender Equality und LGBTIQ-Equality, sondern um viel mehr: Der Prozess bedroht den nach dem Zweiten Weltkrieg auf Grundlage der Menschenrechte ent- standenen politischen Konsens. Da diese Art der Emotionalisierung der Politik die oberflächlichen Vorurteile der Menschen geschickt ausnutzt, werden LGBTIQ-Personen rasch und einfach zu konstruierende Zielschei- ben politischer Angriffe. Im zweiten Kapitel meines Aufsatzes werden zwei Beispiele analysiert, die die Gefahr der neorechten Ideologie durch die politische Instrumentali- sierung der aktuellen Pandemie-Krise aufzeigen. Die willkürlichen Ände- rungen des ungarischen Grundgesetzes können als heftige Attacke gegen trans- und intersexuelle Menschen interpretiert werden. Während die Re- gierung durch diese Gesetzesänderungen die grundlegenden Menschen- rechte zutiefst verletzte, argumentierte sie anstatt fachpolitisch-rational vielmehr religiös-fundamentalistisch. So beweisen diese Beispiele, wie der politische Autoritarismus die christliche Religiosität instrumentalisiert. Zugleich bilden auch die ultrakonservativen bzw. fundamentalistisch- kirchlichen Kreise sehr gerne strategische Allianzen mit der neorechten Politik. Die gesellschaftlichen Gefahren des religiösen Fundamentalismus Nicht nur im Kontext des rechtspopulistischen politischen Diskurses, son- dern auch im Kontext der vielfältigen religiös-fundamentalistischen De- batten werden ideologisch motivierte Identitäts- und Geschlechterkämpfe geführt, die ein durch die Modernisierungsprozesse überholtes Gesell- schafts-, Familien-, Frauen- und Männerbild konservieren wollen. Beide haben Angst vor einer Thematisierung von nicht-heterosexuellen Identi- täten, Lebensformen und Geschlechtermodellen, die die normative Zwei- geschlechtlichkeit infrage stellen (vgl. Ammicht Quinn 2017, 179). Aus dieser Angst entsteht eine aggressive Attacke gegen die Emanzipation der Frauen (Antifeminismus, Antigenderismus) und gegen sexuelle Minder- heiten (Homophobie sowie Transphobie, sexueller Nationalismus etc.). Nach meiner Auffassung bedeutet Fundamentalismus nicht einfach die Rückkehr zu den Fundamenten einer Religion oder Weltanschauung, son-
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
224
Categories
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