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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
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168 | www.limina-graz.eu Rita Perintfalvi | LGBTIQ-Menschen als Zielscheiben rechtspopulistischer und fundamentalistischer Angriffe Grundgesetz jetzt behauptet, „[d]as Geburtsgeschlecht ist eine Gegeben- heit, die man nicht Ă€ndern kann, die Menschen sind als Mann oder Frau geboren“, fĂŒr die Gesellschaft gefĂ€hrlich, denn diese Behauptung verleug- net die Existenz intersexueller Menschen, die laut medizinischer Statistik durchschnittlich 1,7 Prozent der Bevölkerung ausmachen (vgl. Fausto- Sterling 2000b, 51ff.). Um zu verstehen, was Intersexualität bedeutet, soll zuerst der Begriff „biologisches Geschlecht“ erlĂ€utert werden. Chromosomensatz, Fort- pflanzungsorgane und spezifische Hormone bilden die phänotypischen Merkmale der biologischen Geschlechter aus. Der Begriff „Sex“ beschreibt demnach alle biologischen Dimensionen von Geschlecht. Bei der Unter- scheidung der biologischen Geschlechter mĂŒssen daher nicht nur offen- sichtliche physiologische und anatomische Gegebenheiten berĂŒcksichtigt werden (z. B. KörpergrĂ¶ĂŸe, Körperbehaarung oder primĂ€re Geschlechts- organe), sondern auch Differenzierungen hinsichtlich Genetik, Hormon- haushalt, Immunsystem oder des metabolischen Profils. Biologisches Geschlecht ist aber nicht einfach in zwei ausschließlichen Varianten „weiblich“ und „mĂ€nnlich“ zu kategorisieren. In der Biolo- gie entstand ab den 1970er- und 1980er-Jahren immer stĂ€rkere Kritik an biologischen Modellen strikter geschlechtlicher Zweiteilung. Dabei spiel- te die feministische Wissenschaftskritik eine maßgebende Rolle, wie die Veröffentlichungen der US-amerikanischen Naturwissenschaftlerinnen Anne Fausto-Sterling und Evelyn Fox Keller. Fausto-Sterling publizierte 1985 unter dem Titel Gefangene des Geschlechts? ein Buch, worin sie aktuel- le biologische Theorien kritisch behandelte. Mit ihren BeitrĂ€gen „Die fĂŒnf Geschlechter: Warum mĂ€nnlich und weiblich nicht genug sind“ (Fausto- Sterling 1993) und „Die fĂŒnf Geschlechter erneut betrachtet“ (Fausto- Sterling 2000a) legte sie die wissenschaftliche Grundlage fĂŒr die KĂ€mpfe der Intersexuellen-Bewegung. „Die Annahme, es gebe zwei Geschlechter, ist zu simpel“, erlĂ€utert Clai- re Ainsworth 2015 im Artikel „Sex redefined“. Sie stellt darin den aktu- ellsten Forschungsstand der Biologie vor, der von einem grĂ¶ĂŸeren Spek- trum geschlechtlicher Entwicklungsmöglichkeiten ausgeht. Im Laufe der embryo nalen Entwicklung treten bei vielen Menschen entweder Merkma- le des weiblichen oder des mĂ€nnlichen Geschlechts deutlicher hervor. Bei anderen Menschen treten eher Kombinationen auf, die durch die moderne „Die Annahme, es gebe zwei Geschlechter, ist zu simpel.“
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
224
Categories
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