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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
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169 | www.limina-graz.eu Rita Perintfalvi | LGBTIQ-Menschen als Zielscheiben rechtspopulistischer und fundamentalistischer Angriffe Biologie und Medizin entdeckt und alsbald als ‚Störungen‘ gekennzeichnet wurden. Diese Störungen wurden sogleich pathologisiert, wodurch die ra- sche Absicht entstand, sie zu bekämpfen. Der Begriff „Intersexualität“ stammt von Richard Goldschmidt bereits aus dem Jahr 1915. Die folgenden Abweichungen können das Erscheinungsbild charakterisieren: nicht-‚typische‘ äußere Geschlechtsmerkmale, abwei- chende Keimdrüsenanlage (Hermaphroditismus und Pseudo-Herma phro- ditismus), abweichende Anzahl der Geschlechtschromosomen oder ein von der Geschlechternorm abweichender Hormonhaushalt (vgl. Krannich 2016, 14–15). Im medizinischen Alltag wird das Geschlecht allerdings sofort nach der Geburt aufgrund der äußeren Geschlechtsorgane bestimmt. Diese strikte bipolare Betrachtung des Geschlechtes führt dazu, dass alle geschlecht- lichen Nichteindeutigkeiten als pathologische Ausprägungen verstanden werden, die operativ zu korrigieren und durch ‚Hormon therapien‘ im wei- teren Lebensverlauf zu begleiten seien. Gegen diese Praxis kämpft die heu- tige Intersexuellen-Bewegung massiv an. Auch aus der Sicht der modernen biologisch-medizinischen Forschung erweist sich eine solche zweigeschlechtliche Matrix (Mann oder Frau) als hochproblematisch. Mit der Entwicklung der Forschung durch Untersu- chungen auf immer grundlegenderer, mikroskopischer Ebene wurde be- stätigt, dass „auch das Geschlecht der nicht-pathologisierten Mehrheit sehr viel fraglicher und vielgestaltiger ist, als gemeinhin angenommen“ (Krannich 2016, 24). Dies wurde von dem Biologen und Medizinethiker Heinz-Jürgen Voß durch viele erhellende Fragen zusammengefasst: „Ist der Chromosomensatz das Entscheidende? Sind es die einzelnen Gene und die vielen daraus gebildeten Produkte? Von welcher Quanti- tät eines gebildeten Produktes an gilt ein Mensch als ‚weiblich‘, wann als ‚männlich‘? Sind es Keimdrüsen, die eindeutig sein sollen – oder müssen sie auch Keimzellen produzieren (können)? Muss ein ‚Mann‘ über funktionsfähige Samenzellen verfügen, und muss eine ‚Frau‘ neben der Möglichkeit, Eizellen zu produzieren, auch die ‚inneren Genitalien‘ aufwei sen, einen Embryo entwickeln und austragen können? Oder ist doch schlicht das äußere Erscheinungsbild der Genitalien – insbesondere „Ist der Chromosomensatz das Entscheidende? Sind es die einzelnen Gene und die vielen daraus gebildeten Produkte?“
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
224
Categories
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