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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:2
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25 | www.limina-graz.eu Irmtraud Fischer | Das Exodus-Paradigma den Landesvater agiert, und auch deren Gesinde: Alle widersetzen sich der todbringenden Anweisung – nicht jedoch die Männer! Sie sind alle durch das Motiv des Todes verbunden: Der Pharao, der den Befehl zum Androzid gibt, die betroffenen Hebräer, die Fronvögte, die nur ihre Pflicht tun, aber auch Mose, der vorerst keine anderen Konfliktlösungsstrategien kennt, als zu töten und daher selbst mit Denunziation und Tod bedroht wird, obwohl er doch mit vereinten weiblichen Kräften gerettet wurde. Carol Exum, eine der ersten Forscherinnen, die sich diesem Text von feministischer Seite her genähert hat, bringt dies auf den Punkt (vgl. Exum 1983, 63–82): Der Pha- rao wäre eher zum Ziel gekommen, wenn er nicht den Befehl zum Töten der männlichen, sondern der weiblichen Nachkommenschaft gegeben hätte. Erst als Mose sich den von den Frauen gewählten Strategien des gewaltlo- sen Widerstandes anschließt, kann er als künftiger Retter Israels berufen werden (Ex 2,15–3,12). Das Risiko der Freiheit: Die Sehnsucht nach den Fleischtöpfen Ägyptens Freiheit bedeutet Selbstverantwortung. Die Unmündigkeit, die nicht immer selbst verschuldet sein muss – man denke etwa an Kinder –, bietet häufig selbst in Unterdrückungssituationen noch ein geringes Maß an Sicherheit in Bezug auf das nackte Überleben. Selbst Versklavte mussten entspre- chend versorgt werden, um ihre Arbeitskraft zu erhalten. Diesen Aspekt thematisieren im Kontext der Befreiung aus dem Sklavenhaus Ägypten die sogenannten Murr-Erzählungen, die während der Wüstenzeit die man- gelnde Versorgung mit dem täglich Notwendigen, sei es mit Wasser, Brot oder gar Fleisch beklagen (Ex 16,1–17,7; Num 11,4–23; 31–34; 20,1–13). Sie sind jeweils verbunden mit dem Vorwurf an die Führungspersönlichkeit, diese habe sie durch die Flucht bzw. Migration erst in die lebensbedrohliche Situation des Hungerns und Verdurstens gebracht. Der Ruf nach den Fleischtöpfen Ägyptens ist sprichwörtlich geworden. Er charakterisiert einerseits die Mühen der Migration, in denen die Hoffnun- gen auf ein besseres Leben meist nicht sofort in Erfüllung gehen, sondern ein solches erst erarbeitet werden muss. Das führt nicht selten zur Verklä- rung der alten Lebensumstände, die alles Bedrohliche ausblendet. Anderer- Freiheit bedeutet Selbstverantwortung.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
2:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
267
Categories
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