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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:2
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Page - 49 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:2

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50 | www.limina-graz.eu Thomas Söding | Freiheit des Gewissens – Freiheit des Glaubens zu anderen abzuschneiden; gleichzeitig ist es für Paulus kein Humanitäts- gewinn, sondern ein Verlust an Menschlichkeit, den Dienst an der Gerech- tigkeit nicht als Dienst an Gott zu gestalten, weil die Gerechtigkeit Got- tes die menschliche Gerechtigkeit übersteigt und unterfängt, so dass ihre Grenzen ins Unendliche geweitet werden, ins Vollkommene. Aus demselben Grund ist Freiheit nicht Ataraxie, so sehr die Stoa sie auch ethisch veredelt hat. Denn entscheidend ist für Paulus gerade nicht die Fä- higkeit, sich nicht betreffen zu lassen und inneren Gleichmut zu bewah- ren, komme, was da wolle. Vielmehr sind Empathie und Sympathie Ausweis wahren Menschseins und deshalb auch verantworteter Freiheit. Für Paulus ist der Herzschlag der Freiheit die Liebe. Die Geistesfreiheit mitten in der Welt Wie Paulus in Röm 6 die ethischen Dimensionen der Freiheit ausleuchtet, so in Röm 8 die kosmischen. Zu Beginn rekapituliert der Apostel, warum diejenigen, die an Jesus Christus glauben, keine Angst vor Gottes Gericht zu haben brauchen, sondern sich auf die Vollendung freuen dürfen: Sie sind von der Sünde und vom Tod befreit. Die Formulierung ist freilich riskant; sie lässt aufmerken: „Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat dich befreit vom Gesetz der Sünde und des Todes“ (Röm 8,2). Die Sprache ist nicht ganz leicht verständlich, weil Paulus mit dem Begriff des Gesetzes spielt. Im Vor- wie im Nachsatz denkt er (was in der Exegese strittig ist) an die Tora – aber unter gegensätzlichen Aspekten. Im Nach- satz steht das Gesetz als Instanz vor Augen, die mit der Sünde und dem Tod verbunden ist, weil es die Sünder verurteilt (Röm 5,13f.) und allein durch seine Existenz zum Sündigen verleitet (Röm 7,7–11), wie Adam es nach der Sündenfallgeschichte erfahren hat (Gen 3,1–6). Im Vorsatz aber ist das Ge- setz jene Macht, die vom Geist Gottes durchdrungen und in Jesus Christus erfüllt ist. Es ist das Gesetz, das seine genuine Bestimmung gefunden hat, Zeuge des Heilswillens Gottes zu sein, Richtschnur der Ethik und Wegwei- ser des Reiches Gottes. Insofern es vom Geist Gottes erfüllt ist, also Gottes Geist es als Medium seines Wirkens nutzt, und insofern es „in Christus“ Der Herzschlag der Freiheit ist die Liebe.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
2:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
267
Categories
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