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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:2
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Page - 121 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:2

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122 | www.limina-graz.eu Reinhold Esterbauer | Zwischen Hoffnung und Gewalt Ende zwei solcher Universalismen gegenüber, nimmt Gewalt oft die Form der Unerbittlichkeit an. Diese kann bekanntlich so weit führen, dass selbst der eigene Untergang in Kauf genommen wird, wenn er helfen kann, den Gegner zu vernichten. Selbstmordattentäterinnen und -attentäter nehmen den eigenen Tod deshalb auf sich, weil der Wahrheitsuniversalismus, von dem sie überzeugt sind, und ihre Gegnerschaft zu den vertretenen Posi- tionen und Lebensformen auf der anderen Seite die eigene Vernichtung um des höheren Zieles willen als nötig erscheinen lassen. Meist sind religiöse Überzeugungen dabei der Angelpunkt für die Absolutsetzung des Anspruchs der eigenen Fraktion und die Rechtfertigung des eigenen Einsatzes. Die Schwierigkeit religiöser Freiheit besteht also in der Negation der Ne- gation, der sie folgt und mit der man versucht, einen solchen Kampf zu rechtfertigen. Eine derartige Logik führt nämlich zu dem Problem, dass man bestrebt ist, das Böse auf der anderen Seite durch Kampf zu beseitigen. Doch kommt Gutes, dem durch die doppelte Verneinung von Gewalt zum Durchbruch verholfen werden soll, wie Günther Pöltner zu Recht bemerkt, „nicht infolge der Negation der Negation zustande, sondern höchstens trotz ihrer“. Denn durch die doppelte Verneinung wird es möglich, Gewalt als „etwas geschichtlich Unvermeidliches im Dienst des Guten“ anzuwenden, aber durch die Unterordnung von Gewalt unter einen vermeintlich höheren Zweck zu verharmlosen. (Pöltner 2001, 20) In der Logik der Vernichtung des anderen durch das Mittel der Selbstvernichtung gibt man sich der Illu- sion hin, dass eine tabula rasa aus sich Sinn generieren könne. Sinn jedoch muss gestiftet werden oder sich von anderswoher zusprechen, kann aber nicht der Negation entstammen, auch wenn sie ihrerseits negiert wird. Auf der Suche nach einer Alternative von Sinnstiftung, vor allem in religi- ösen Kontexten, will Emmanuel Levinas einer solchen Negation der Ne- gation einen „prophetischen Universalismus  / universalisme prophétique“ (Levinas 1992a, 184/337) gegenüberstellen. Er möchte eine Position iden- tifizieren, von der aus man zu beiden Alternativen, wenn sie sich in einem Antagonismus der Gewalt verfangen haben, in Distanz stehen kann, ohne in die Gewaltspirale hineingezogen zu werden, und von der aus jenseits von Vernichtung durch Selbstvernichtung sinnvolles Leben möglich wird. Sein „prophetischer Universalismus“ steht vor der Herausforderung, dass er es ermöglichen muss, „der Welt an[zu]gehören und, ohne wahnsinnig zu sein, die beiden Termini der Alternative [zu] verwerfen, welche die Ereignisse aufzwingen / appartenir au monde et rejeter, sans folie, les deux termes de l’alternative qu’imposent les événements“ (Levinas 1992a, 184/337). Lässt sich nämlich religiöse Freiheit auf einen solchen Antagonismus ein,
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
2:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
267
Categories
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