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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:2
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34 | www.limina-graz.eu Daniel Pachner | Wirklichkeit und Erfahrbarkeit digitaler Welten Noch einen Schritt weiter geht man, wenn man dem Menschen buchstäblich auf den Leib rückt – wie etwa im Falle von „Neuronal Interfaces“ (MacKellar 2019, 47), die zur Verbindung von Gehirn und Computer genutzt werden sollen. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass es zu einer Verwischung der „Grenzen zwischen Gemachtem und Natürlichem“ (Dungs 2003, 144) beim Menschen selbst kommen wird. Zu dieser Entwicklung gehört auch, dass „nicht nur der Mensch seine Eigenschaften auf die Technik, sondern diese ihre Bedingungen auf den Menschen projiziert“ (Hartmann 2018, 121). Die ständige Anwesenheit von Schnittstellen, die Alltagsgegenstände und den Menschen ständig mit dem Internet verbinden, richtet dabei nicht nur zunehmend alte Lebensgewohnheiten neu aus und erschafft so ande- re raum-zeitliche Dynamiken, sondern macht Interfaces zunehmend auch unsichtbar, was bedenklich stimmt. Solange das Interface graphisch ist und damit sichtbar, bleibt dem User die Möglichkeit einer Unterscheidung von natürlicher und digitaler Welt. Je unsichtbarer man die Interfaces hin- gegen gestaltet und je detailgetreuer man die digitalen Welten simuliert, desto mehr werden die Unterscheidbarkeit und Differenzierbarkeit des Di- gitalen und des Natürlichen aufgehoben. Die Vorstellung eines unsichtba- ren Interfaces wurde im Film The MaTrix (MaTrix, Lana and Lilly Wachow- ski, US 1999) auf die Spitze getrieben und hat dort genau zu dem Ergebnis geführt, das die „Cyborg-Propheten“ (Müller 2011, 72) heute bejubeln und wovor andere warnen, die aus Sicht dieser Propheten nur dem nächsten Schritt in der Evolution des Menschen entgegenstehen: einem in einer Si- mulation lebenden und nur im Digitalen agierenden Avatar, den die fleisch- lichen Bedürfnisse und Erschwernisse seines Leibes nicht mehr kümmern. Was im Film aber hinzukommt, ist, dass dieses „Leben“ den allermeisten Usern nicht als solches bewusst ist, sie eigentlich künstlich am Leben er- halten werden (und mit ihnen ihre aktualisierten Avatare) und nicht den Status derer haben, die hinter die Fassaden der Simulation blicken können. Sie bedienen nicht durch ein Interface eine Maschine, sondern sie selbst sind manipuliert: in der Hand eines anderen, den sie nicht einmal kennen und von dem sie nichts wissen. Diese düstere Vision, die der Film MaTrix entwirft, muss natürlich nicht Realität werden. In wessen Hände man sich aber durch das völlige Verlassen auf das Digitale begibt, ist eine brennende Je unsichtbarer die Interfaces gestaltet sind, desto mehr wird die Unterscheidbarkeit des Digitalen und des Natürlichen aufgehoben.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
3:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2020
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
270
Categories
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