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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:2
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Page - 59 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:2

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59 | www.limina-graz.eu Georg Gasser | „I0I00I0II ... Ich, digital?“ Zweifel an diesem flexiblen Hardware-Software-Modell aufkommen. Wie die Überlegungen aus verschiedenen Ansätzen gezeigt haben, ist es durch- aus naheliegend, einen intrinsischen Zusammenhang zwischen Leben- dig-Sein und Bewusstsein dahingehend anzunehmen, dass Bewusstsein aus biologischen Strukturen heraus erwächst, sobald diesen eine gewisse Komplexität innewohnt, und daher Bewusstsein selbst als biologisches Phänomen aufgefasst werden kann. Verkörpertes Bewusstsein Die Auffassung, Bewusstsein sei im Wesentlichen ein biologisches Phäno- men bzw. untrennbar mit seinen biologischen Grundlagen verknüpft, er- hält zusätzliche Nahrung von einer anderen Perspektive her, die sich unter dem bereits genannten Stichwort „Philosophie der Verkörperung“ zusam- menfassen lässt (vgl. Fingerhut/Hufendiek/Wild 2013). Der gemeinsame Fluchtpunkt verschiedener philosophischer Überlegun- gen, die unter diesem Stichwort fungieren, ist die These, dass geistige Voll- züge von Lebewesen intrinsisch in deren körperliche Strukturen eingebet- tet sind. Unser Körper ist, anders ausgedrückt, nicht einfach ein Instru- ment, das vom Geist kontrolliert und bewegt wird, ähnlich einem Kapitän, der sein Flugzeug lenkt, sondern die konkrete Beschaffenheit des Körpers (und seine Einbettung in eine ihn umgebende Umwelt) prägt unseren Geist mit. Unser Wahrnehmen, Denken und Verhalten beruhen in einem weitaus höheren Ausmaß auf unserer körperlichen Beschaffenheit und den sich da- raus ergebenden körperlichen Fähigkeiten, als vielfach angenommen wird. Daher wird innerhalb der Philosophie der Verkörperung auch vom verkör- perten und (in den Körper und die Umwelt) eingebetteten Geist gesprochen (vgl. Haugeland 2013 [1995]), wodurch deutlich werden soll, dass eine car- tesianische Verbannung des Geistes als res cogitans in einen ontologischen Sonderbereich, der von Körper und Welt als Bereich der res extensa scharf abgetrennt ist, fehl geht und einem adäquaten Verstehen geistiger Vollzüge im Wege steht. Wie bereits erwähnt, wird gerade in der phänomenologischen Tradition eine Überwindung dieser Gegenüberstellung von Bewusstsein und Kör- Geistige Vollzüge von Lebenwesen sind intrinsisch in deren körperliche Strukturen eingebettet.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
3:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2020
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
270
Categories
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