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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:2
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Page - 117 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:2

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117 | www.limina-graz.eu Christian Wessely | Wie spricht ein Geist zum anderen Geist? muss notwendigerweise fehlen (also nicht „meiner Sensoren in meiner Umgebung“). Zusätzlich zum grundsätzlichen Problem der Definition des Selbst ist auch die Verortung der autonomen digitalen Entität nicht mehr einfach möglich: Ein Fahrzeug Level 3 oder höher ist mit anderen Fahrzeugen, anderen orts- festen Systemen, ja mit der Straße selbst vernetzt; seine Verarbeitungspro- zesse finden ab Level 4 notwendigerweise schon nur noch teils lokal statt. Anders gesagt: Das Nicht-Ich, dem sich die benutzende Person anvertraut, bleibt ungreifbar, und doch muss es – schon allein, um Rechtssicherheit zu haben – definiert werden, unter anderem auch, weil das Nutzungsverhält- nis nur sinnvoll zustande kommen kann, wenn ein Vertrauensverhältnis vorliegt. Wenn aber dieses Vertrauensverhältnis etabliert wird, wird durch den Akt der Etablierung ein Gegenüber geschaffen, das ähnlichen Bedin- gungen unterliegen muss wie oben genannt, ein Gegenüber, bei dem eine Verletzung des Vertrauens, ein Abweichen von der Wahrheit (als Stichwor- te: Sicherheit und Nachvollziehbarkeit von Loggingprozessen oder Daten- schutz) sanktionierbar ist. Implizit heißt das aber: Um ein autonomes System als solches konsequent zu denken, ist seine grundsätzliche Verantwortungs- und damit konse- quenterweise auch Schuldfähigkeit mit einzubeziehen. Die Diskussion über Schuld führt nun aber notwendig in zwei grundsätz- liche Richtungen: eine rechtstechnische (die hier nicht weiter verfolgt werden kann) und eine moralische, die dem Grunde nach untrennbar mit der essentiellen theologischen Fragestellung verbunden ist: Was ist das unbedingte Darüber-Hinaus des Menschen; was ist der Urgrund seiner Trans zen denz offenheit? Denn eine moralische Verpflichtung jeglicher Art ist eine personale Verpflichtung: Einem Gerät gegenüber gibt es keine Moral, auch nicht – wenn man an die Kommunikation zwischen zwei KIs denkt – zwischen zwei Geräten. Die Kategorie des Moralischen, die den- noch zu einer menschenkompatiblen Funktion eines solchen Settings er- forderlich ist, müsste demnach unhintergehbar (!) von menschlicher Seite in das System eingebracht sein, wäre aus „Maschinensicht“ mithin trans- zendent. Das zielt noch keineswegs auf eine „göttliche“ Transzendenz ab, sondern auf die Anerkennung der Existenz eines grundsätzlich Anderen, der/die vom eigenen Selbst als bewusstes Subjekt unterschieden, aber da- Um ein autonomes System konsequent zu denken, ist seine Verantwortungs- und Schuldfähigkeit mit einzubeziehen.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
3:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2020
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
270
Categories
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