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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:2
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124 | www.limina-graz.eu Christian Wessely | Wie spricht ein Geist zum anderen Geist? ̟ Erstens, evidenterweise: Eine Vermenschlichung der Technik kann mit technischen Mitteln nicht funktionieren, obwohl sie den Kon- sumentinnen und Konsumenten konsequent suggeriert wird, in- dem auf Level 7 (Prämisse 3) größtmöglicher Wert auf das Potential zur seamless integration der technischen (medialen) Hilfsmittel in den menschlichen Alltag gelegt wird.31 Diesem Anspruch gegenüber steht aber das grundsätzliche Pro- blem der Limitierung der Hardware. Endgeräte, die – dies nur um des Argumentes willen – einer „umfassenden“ Darstellung einer Realität aus Nutzersicht möglichst nahe kommen, werden automa- tisch ressourcenintensiv im Hinblick auf Hardware und Entwick- lung und sind daher nur für ein sehr eingeschränktes Marktseg- ment zugänglich. Limitierende Faktoren dabei sind vor allem die (mobilen) Schnittstellen zwischen analoger und digitaler Welt – in der Regel etwas Mobiles und allgemein Verfügbares wie das Smart- phone mit einer Bilddiagonale von rund 6 Zoll oder das Tablet mit 12 Zoll – und die Netzwerkgeschwindigkeit, bei der jede Steigerung mit proportional steigendem Zusatzaufwand erkauft werden muss. Ebenfalls muss an dieser Stelle der Energiebedarf von Serverfar- men und Netzwerkknoten genannt werden, deren Output an Wär- meenergie lokal durchaus massive Auswirkungen auf das Mikro- klima hat.32 Angesichts dessen bleibt auch festzuhalten, dass eine konsequente „digitale Transformation“ notwendigerweise eine Unrechtsdimension beinhaltet, die gravierend ist. Selbst im bes- ten (?) denkbaren Fall ist es undenkbar, dass alle Menschen an di- gitalen Ressourcen in gleichem Ausmaß teilhaben – unter anderem auch wegen der eingeschränkten Verfügbarkeit der notwendigen Rohstoffe wie Lithium, Tantal oder Kobalt wird dieses Problem zu einem in mehrfacher Hinsicht ethisch relevanten.33 ̟ Zweitens: Da mit technischen Mitteln keine Vermenschlichung der Technik zu erreichen ist, kommt es – sofern man nicht von der Nutzung dieser technischen Mittel weitgehend absehen will – stattdessen zu einer Vertechnisierung des Menschen. Die Benut- zerinnen bzw. Benutzer passen sich in ihren sensorischen Erwar- 31 Zu den Problemen der seamless integration aus Entwicklersicht vgl. bereits Lanthaler et al. 2012, im Blick auf die Anwendernähe ins- besondere im VR-Bereich Guo et al. 2017. Interessant ist, dass beide AutorInnen gruppen zu analogen Schlüssen kommen: Sie betrachten das Problem als ein rein technisches und daher mit technischen Mitteln zu lösendes. 32 Der Anteil der IKT am weltweiten CO2-Ausstoß wird mit 1,4–2 Prozent angenommen. Je nach Verortung der AutorInnen unterscheidet sich die Interpretation dieses Wertes massiv (vgl. PTE 2007 mit Ericsson LTd. 2020). Eine grundlegende Studie zeigt die Datenbasis auf, vgl. Mal- modin/Lundén 2018, ist aber selbst nicht wertfrei. 33 Zwischen 2016 und 2026 soll sich der Bedarf an Lithiumbatterien zu- mindest um den Faktor 14 erhöhen (vgl. Arnold 2019. Das Thema ist schon seit ca. 2010 in der Diskussion; ein Einstieg im Hinblick auf die öko- nomische Dimension ist Doll 2017. Auf die verbrecherische Ausbeutung der MinenarbeiterInnen, die in der Gewinnung der „seltenen Erdme- talle“ vor allem in Entwicklungs- ländern gang und gäbe ist, kann hier nicht weiter eingegangen werden; sie hatte bisher jedoch keine an- gemessene Reaktion aus den „ent- wickelten“ Ländern zur Folge, die ja zu den Hauptprofiteuren dieser Verhältnisse gehören. Eine Vermenschlichung der Technik kann mit technischen Mitteln nicht funktionieren.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
3:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2020
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
270
Categories
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