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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:2
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125 | www.limina-graz.eu Christian Wessely | Wie spricht ein Geist zum anderen Geist? tungen, in ihren Interaktionen, in ihrer Deutung des präsentierten Zusammenhanges den Möglichkeiten des Mediums an.34 Ein gutes Beispiel ist die automatische Befüllung der persönlichen Newsfeeds in interaktiven Medien wie TikTok, Instagram, YouTube oder Pinterest: Die Selektion der Inhalte erfolgt über eine Mischung zwischen Megatrend und persönlichen Vorlieben; die Form ihrer Präsentation erfolgt durch Thumbnails mit Kurzbeschreibungen. Wir optimieren unser Konsumverhalten bereits im Hinblick auf diese Präsentationsform, die als Ganzes ein Kind der Digitalisie- rung ist. Folge: Wir werden durch die Verwendung unserer Werk- zeuge zunehmend dazu gedrängt, uns werkzeugkompatibel zu verhalten. Andererseits optimieren auch die Produzierenden ihre Produkte (primär repräsentiert durch Thumbnail und Kurzbeschreibung) im Hinblick auf genau dieses Verhalten der Plattformen, um möglichst viele Klicks zu erzielen, deren Zahl zumindest ein Indikator für er- fahrene Aufmerksamkeit, im Weiteren aber auch ein Generator für Einkünfte ist. In die Rechnung ist einzubeziehen, dass – schon weil nur ein relativ geringer Teil der KonsumentInnen auf z. B. You- Tube selbst Content produziert und hochlädt – das Publikum nicht einfach als Menge von Individuen betrachtet wird, sondern in In- teressensgruppen eingeteilt wird. Diese Gruppen sind aber dyna- misch – ich selbst folge derzeit z. B. wesentlich mehr Inhalten zum Thema Elektronik als zum Thema Holzbearbeitung, das noch vor einem Jahr mein zentralstes Thema war. Der Algorithmus, der für die Vorschläge zuständig ist, die mir die Plattform macht, verfolgt diese Interessen und gruppiert bzw. rankt die für mich interessan- ten jeweils nach der aktuellen Interessenslage. Diejenigen, die Content produzieren, haben aber über Google Trends (vgl. Google Inc. 2020) Einblick in die gesuchten Interes- sensgebiete und versuchen, um des besseren Impacts willen Videos zu entsprechenden Gebieten zu produzieren. Wie Derek Muller es ausdrückt: 34 Auf diese Abwärtskompatibilität des Menschen habe ich bereits vor längerer Zeit hingewiesen, vgl. Wes- sely 1999. Inzwischen und unter den Erfahrungen der „digital natives“ ist eine Generation von Produzierenden am Werk, die bereits mit den Effek- ten dieser Abwärtskompatibilität aufgewachsen ist, sie internalisiert hat und als – vermeintliche – user- gerechte Optimierungen in ihre Pro- dukte integriert. Wir werden durch die Verwendung unserer Werkzeuge dazu gedrängt, uns werkzeugkompatibel zu verhalten.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
3:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2020
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
270
Categories
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