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Karl Stöger | Dürfen Maschinen menschliche Barmherzigkeit ersetzen?
schon heute aus der Rechtsordnung ableiten lassen. Dass somit die Gefahr
eines rechtsfreien Raumes für die „digitalisierte Pflege der Zukunft“ droht,
ist nicht zu befürchten. Diese gute Nachricht sollte freilich auch nicht den
Blick darauf verstellen, dass die Durchsetzung der rechtlichen Vorgaben,
die sich überwiegend auf verfassungsrechtlicher Ebene finden, auf das
Verhältnis zwischen zu pflegenden Personen einerseits und Betreuungs-
kräften bzw. Pflegeinrichtungen andererseits durchaus eine Herausforde-
rung sein wird.
Ethische Empfehlungen zum Umgang mit pflegebedürftigen Menschen
können die rechtlichen Vorgaben nicht ersetzen, sie können aber durch-
aus zur Bewusstseinsbildung der beteiligten Personen beitragen. Die letzte,
verbindliche Antwort muss aber das Recht geben. Und dieses steht in sei-
ner heutigen Form, jedenfalls im System der europäischen Grundrechte,
einer (schrankenlosen) Ersetzung menschlicher durch maschinelle Barm-
herzigkeit klar entgegen. Für die europäische Rechtsgemeinschaft kann die
einleitend gestellte Frage daher nicht nur aus ethischer, sondern auch aus
rechtlicher Sicht grundsätzlich verneint werden.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:2
- Title
- Limina
- Subtitle
- Grazer theologische Perspektiven
- Volume
- 3:2
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- Size
- 21.4 x 30.1 cm
- Pages
- 270
- Categories
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven