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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
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43 | www.limina-graz.eu Gerhard Langer | Essen und Trinken als Ausdruck von Identität und Diversität im (rabbinischen) Judentum zu Ex 23,19), der sich dieser Argumentation anschloss, ging es dabei also um Abwehr des Götzendienstes. Während Fleisch, Wein, Getreide und Öl im Rahmen der Opferrituale am Tempel ihren festen Platz hatten, war die Milch nie Bestandteil eines mit ihm verbundenen Ritus. Wenn daher Milch nicht mit Fleisch verbunden werden soll, dann drückt dies auch die grundlegende Unterscheidung von Heiligem und Profanem aus, die auch nach der Zerstörung des Tempels wirksam bleibt. Ein damit verbundener Aspekt wird von Kraemer (vgl. 2007, 47–50) be- nannt. Er sieht in den Milchprodukten Hinweise auf den häuslichen Bereich, der in der Regel eher von Frauen dominiert wurde, während Fleisch auf den von Männern dominierten Bereich des Tempels und des Opfers verweist. Diese geschlechterspezifischen Unterscheidungen von Nahrungsmitteln treten auch in anderen Kulturen auf. Die Unterscheidung spiegelt sich auch in mystischen (kabbalistischen) Quellen wider, wonach Fleisch für das göttliche Attribut (Sefira) Gevura steht, welche die Eigenschaft des Richtens ausdrückt, während Milchspei- sen der Sefira Chessed zugeordnet sind, welche die Eigenschaft der Güte und Liebe ausdrückt (so z. B. im wichtigsten kabbalistischen Buch, dem Zohar, Mischpatim 125a). Beide Sefirot stehen sich gegenüber. Bereits im mystischen Buch Bahir, das im 12. Jahrhundert in Südfrankreich entstand, werden Milch und Wein gegenübergestellt. Während die Milch zu Chessed gehört, symbolisiert hier der rote Wein den Aspekt des Gerichts. 4 Wein und Rauschgetränk Anders als im Islam hat sich im Judentum kein absolutes Alkoholverbot durchgesetzt. Schon die Bibel erwähnt häufig Getränke wie Wein oder Bier. Ps 104,15 spricht vom Wein, der das Herz des Menschen erfreut, und der Weisheitslehrer Kohelet ermutigt, den Wein mit gutem Herzen zu trinken (vgl. Koh 9,7). Wein wurde am Tempel als Trankopfer dargebracht (vgl. u. a. Num 15,10; 28,14). Beim Genuss sollte man auf das rechte Maß achten (vgl. Spr 23,20), da ein Zuviel nicht nur die Zunge löst – nicht umsonst ist der Zahlenwert Geschlechterspezifische Unterscheidungen von Nahrungsmitteln
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
214
Categories
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