Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zeitschriften
LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
Page - 48 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 48 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2

Image of the Page - 48 -

Image of the Page - 48 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2

Text of the Page - 48 -

46 | www.limina-graz.eu Gerhard Langer | Essen und Trinken als Ausdruck von Identität und Diversität im (rabbinischen) Judentum Die Unterschiede betreffen im Detail auch Regelungen zu Festen. So, um nur ein Beispiel zu nennen, herrscht zwischen Aschkenasen und Sefarden keine Einigkeit darüber, ob man bestimmte Gemüse, Samen und Hülsen- früchte, die so genannten Qitnijot, zu Pessach essen darf oder ob sie als „Gesäuertes“ gelten. Mais, Reis, Bohnen, Erbsen und Linsen werden von vielen Sefarden gegessen, von observanten Aschkenasen jedoch nicht. Gerade bei Festen werden Speisen gegessen, die symbolisch auf etwas hin- weisen, so die verschiedenen Gerichte am Sederteller zu Pessach, die an die erschwerten Lebensbedingungen der Israeliten in Ägypten erinnern sollen, oder die Mohntaschen zu Purim, die an den bösen Haman erinnern, der die Juden in Persien vernichten wollte, oder Süßes zum Neujahr usw. Während aber im aschkenasischen Raum zu Pessach die symbolisierten Lehmziegel der Israeliten in Ägypten (Charosset) aus Äpfeln, Nüssen, Mandeln, Honig, Wein, Zucker und Zimt gemischt werden, verwendet man bei den Sefarden dazu Datteln, Walnüsse, Mandeln, Orangensaft und süßen Wein. Jemeniten würzen ihr Charosset mit Kardamom, persische Juden mit frischen Gra- natapfelkernen. Weltweit ist natürlich auch die Einhaltung der Koscherbestimmungen unter Juden sehr unterschiedlich. Umfragen (2009) besagen, dass heute in Israel eine überwiegende Mehrheit von Juden nur koscheres Fleisch isst (76 Prozent zu Hause, 70 Prozent auswärts), fleischige und milchige Spei- sen trennt (63 Prozent) sowie kein Schweinefleisch zu sich nimmt (72 Pro- zent). 68 Prozent der Befragten würden am höchsten Feiertag, dem Jom Kippur, vorschriftsgemäß fasten (vgl. Asher et al 2012). Im Vergleich dazu essen amerikanische Juden (laut Umfrage 2005) (nur) zu 21 Prozent ko- scher, 15 Prozent kaufen regelmäßig und 58 Prozent gelegentlich kosche- re Produkte. Mehr als die Hälfte der Befragten gab dafür gesundheitliche Gründe an, 38 Prozent waren Vegetarier (vgl. https://oukosher.org/blog/ the-kosher-market/new-survey-reveals-21-of-americans-eat-kosher/ [12.08.2021]).11 6 Wer macht es richtig? Abgrenzung nach innen Grundlegend gilt, dass alle biblischen Bestimmungen zu Essen und Trin- ken in der jüdischen Tradition weiter präzisiert und über die Jahrhunderte Speisen, die symbolisch auf etwas hinweisen 11 Aktuelle Umfragen in Europa kenne ich nicht. Eine Produkte- liste zu koscheren Produkten in Europa findet sich unter https:// www.kashrut.com/travel/Europe/ [13.09.2021]. Die einzelnen Kultus- gemeinden stellen Listen zu Versor- gern mit koscheren Lebensmitteln auf ihre Homepages, z. B. in Wien https://www.ikg-wien.at/kosche- res-leben-2/ [12.08.2021].
back to the  book Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2"
Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
214
Categories
Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Limina