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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
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Page - 58 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2

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56 | www.limina-graz.eu Gerhard Langer | Essen und Trinken als Ausdruck von Identität und Diversität im (rabbinischen) Judentum sind seit dem frühen 13. Jahrhundert belegt. Sie begegnen vor allem auf Steinreliefs und Skulpturen an vielen Kirchen. Manche davon sind noch heute zu sehen. Daneben findet man dieses Bildmotiv seit dem 15. Jahr- hundert in Form einer Karikatur eines Typus in Flugschriften und anderen Medien. Schon im 19. Jahrhundert sind „Judensau“ und „Judenschwein“ gängige Schimpfworte in der Literatur. Die Nationalsozialisten griffen dies auf und verwendeten vor allem die Abwandlung „Saujude“ als Hetzparole zur Verleumdung, Demütigung und Bedrohung. Wer den Ausdruck heute gegenüber Menschen benutzt oder öffentlich über sie äußert, macht sich in Deutschland (§ 185 Strafgesetzbuch), Österreich (§ 115 österreichisches Strafgesetzbuch) und der Schweiz wegen Beleidigung strafbar. In beson- ders schweren Fällen kommt in Deutschland auch eine Strafe wegen Volks- verhetzung (§ 130) in Betracht. Die bösartigen Karikaturen haben auch heute wieder Konjunktur, vor allem in muslimischen Ländern, insbesondere – aber nicht nur – im Iran. Hier werden Juden u. a. als Schweine und Affen diffamiert.13 8 Essen und Trinken, Sexualität und Reinheitsvorschriften Die Speisegebote sind nicht isoliert zu betrachten, sondern Teil eines um- fassenden Konzepts von Reinheit und Heiligkeit. Sie betreffen Geist und Körper. Essen und Trinken wird schon in der biblischen (man denke nur an das Hohelied) und auch in der rabbinischen Tradition des Öfteren sinn- bildlich für den Geschlechtsverkehr verwendet (vgl. u. a. Boyarin 1993 und 2009; Satlow 1995; Weingarten 2010). Der Bereich der Sexualität ist wiederum eng mit Reinheitsvorschriften verknüpft. Ejakulat und Menstruationsblut (Nidda) bewirken genauso Un- reinheit wie Geschlechtskrankheiten (vgl. Lev 15). Gegenstände, Kleider und Räume können Unreinheit annehmen. Sie bedürfen der rituellen Rei- nigung. Daher ist bis heute der Besuch des Tauchbades (Miqwe) nach dem Ende der Menstruation wichtig. In besonders observanten Gemeinschaften tauchen auch Männer vor dem Schabbat und dem Festtag Jom Kippur in der Miqwe unter. Auch Geschirr, das Unreinheit angenommen hat, muss ge- 13 Ein Blick ins Internet fördert hier recht schnell einige grauslige Exemplare zutage. Seit 2006 gibt es einen von einer iranischen Zeitung ausgeschriebenen (antiisraelischen / antisemitischen) Cartoon-Wettbe- werb. Polemische Attacken gegen das Judentum richten sich auch gegen die Speisegebote.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
214
Categories
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