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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
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148 | www.limina-graz.eu Dilek Bozkaya und Alfred Garcia Sobreira-Majer | Interreligiöses Lernen am Buffet und Bewohnern des Hauses angeboten. Manchmal wird das Helva in ein türkisches Fladenbrot (yufka) eingewickelt und so verteilt. Am dritten Tag versammelt sich die Gemeinde, und die Familie des/der Verstorbenen richtet „ein spezielles Essen namens Can7 Ekmeği (Can Brot)/ Can Yemeği (Can Essen)/Hayır Yemeği (Wohltat-Essen für die Seele) aus“ (Aksünger-Kizil/Kahraman 2018, 111). Und am 40. Tag, an dem man sich am Grabe des/der Verstorbenen versammelt, wird die Seele der zu Gott ge- gangenen Person (hakka yürüyen) mit einer religiösen Zeremonie (dardan indirme, wörtlich: vom Galgen nehmen) von all ihren irdischen Schulden freigesprochen.8 Im Anschluss daran wird erneut Essen angeboten, Lokma und Helva verteilt (vgl. Uyanik/Kala 2013, 72). 3 Interreligiöses Lernen anhand von Speisen: Versuch einer religionsdidaktischen Verortung Die Beispiele aus Christentum und Alevitentum zeigen, dass Essen und Trinken in der religiösen Praxis der beiden Religionen eine nicht zu unter- schätzende Rolle spielen. Das macht sie für interreligiöses Lernen geeignet. Dieses kann im Anschluss an Clauß Peter Sajak als ein im Religionsunter- richt initiierter Lernprozess verstanden werden, „in dem die bewusste Wahrnehmung, die angemessene Begegnung und die differenzierte Auseinandersetzung mit Zeuginnen, Zeugen und Zeugnissen fremder Religionen eingeübt und entwickelt werden soll“ (Sajak 2005, 264; Hervorhebung im Orig.). Ziel des interreligiösen Lernens ist demnach, „die Lernenden […] zur Kon- vivenz in Respekt und Achtung für den und das Andere hinzuführen“ (Sajak 2018, 88). Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Lernenden Kompeten- zen erwerben. Was interreligiöse Kompetenz im Einzelnen ausmacht, ist in der Religionspädagogik breit diskutiert worden. Dabei erscheint vor allem die Definition von Friedrich Schweitzer als praktikabel. Für ihn ergeben sich in diesem Zusammenhang drei Grundbegriffe: ̟ Wissen in Bezug auf verschiedene Religionen (einschließlich der eigenen Religion), ̟ Perspektivenübernahme und ̟ Handlungsfähigkeit in Kontexten, in denen verschiedene Religio- nen eine Rolle spielen (vgl. Schweitzer 2014, 154). 7 „Can“ bedeutet in diesem Kontext „die reine Seele“. Der Begriff be- zeichnet Folgendes: Während den unterschiedlichen religiösen Zere- monien verschwinden die weltlichen Erkennungszeichen wie Geschlecht, sozialer Status, Alter etc., und übrig bleiben die Seelen, die neutral be- trachtet die Einheit mit Gott dar- stellen sollen. 8 Um die vollkommene Seelen- ruhe zu ermöglichen, begleicht der Wegbruder/die Wegschwester (musahip) der/des Verstorbenen etwaige Schulden (kul hakki), welche nicht unbedingt finanzieller Natur sein müssen (vgl. Uyanik/Kala 2013, 73–74).
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
214
Categories
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