Page - 152 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
Image of the Page - 152 -
Text of the Page - 152 -
150 | www.limina-graz.eu
Dilek Bozkaya und Alfred Garcia Sobreira-Majer | Interreligiöses Lernen am Buffet
miterleben, um ein Verständnis für die Bedeutsamkeit dieses Vollzugs für
Christ:innen zu entwickeln bzw. sich an seiner Fremdheit abzuarbeiten.
Gegen eine Praxis der Verkostung von Hostien bestehen allerdings auch
noch andere gewichtige Einwände. Es wäre befremdlich, dies zum Zwecke
von interreligiösem Lernen im Religionsunterricht zu tun. Auch wenn das
evangelische Christentum keine Konsekration kennt und Hostien außer-
halb des gottesdienstlichen Gebrauchs nur Oblaten aus Weizenmehl und
Wasser sind, würde das Verkosten dennoch als „Profanisierung“ eines
Elements des Abendmahls empfunden werden. Systematisch-theologisch
spräche zwar nichts dagegen, Oblate bliebe Oblate, praktisch-theologisch
aber sehr wohl. Da gerade die Hostie ausschließlich für den gottesdienst-
lichen Gebrauch bestimmt ist, gewinnt sie auch über diese Verwendung
hinaus eine andere Bedeutung, die zu bedenken ist. Sie ist sozusagen mit
dieser Bedeutung „aufgeladen“, sie wird nach lutherischem Verständ-
nis im Rahmen der Abendmahlsfeier zum Ort der Realpräsenz Christi (vgl.
Härle 2018, 563–566). Interreligiöses Lernen anhand von Speisen hat seine
Grenzen: Gerade das, was die allerbeste „Speise“ im Christentum ist, lässt
sich nicht verkosten.
4 Interreligiöses Lernen anhand von Speisen:
Möglichkeiten der Gestaltung
Mit Blick auf die Beispiele aus der christlichen und alevitischen Tradition
sind mehrere Formen denkbar, wie interreligiöses Lernen anhand von
Speisen – aus diesen oder anderen Religionen – gestaltet werden kann.
Ausgangspunkt der folgenden Vorschläge ist ein konfessioneller Religions-
unterricht, der sich in einzelnen Phasen oder Projekten auf die Kooperation
mit andersreligiösen Religionsunterrichten bzw. auch dem Ethikunterricht
einlässt, ohne dabei seine konfessionelle Ausrichtung aufzugeben. Die
Vorschläge sind für den schulischen Unterricht konzipiert, eignen sich aber
mit entsprechenden Adaptionen auch für die Ausbildung und Fortbildung
an Hochschulen und Universitäten. Sie beinhalten alle auch Aspekte eines
interreligiösen Begegnungslernens, in dem einander Lernende aus ver-
schiedenreligiösen Religionsunterrichtsgruppen begegnen und sich über
Interreligiöses Lernen anhand von
Speisen hat auch seine Grenzen.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
- Title
- Limina
- Subtitle
- Grazer theologische Perspektiven
- Volume
- 4:2
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- Size
- 21.4 x 30.1 cm
- Pages
- 214
- Categories
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven