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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
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Page - 171 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2

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169 | www.limina-graz.eu Isabelle Jonveaux | Transfers des Fastens bedeutet nicht, dass alle Menschen, die ein solches Fasten befolgen, dies auch aus spirituellen Gründen tun. Wie in den Facebook-Fastengruppen zu sehen ist, machen es viele auch, um z. B. Gewicht zu verlieren, oder nur zu therapeutischen körperlichen Zwecken, was aber laut Buchinger nicht das einzige Ziel sein müsste. In meinen Forschungsarbeiten habe ich mich auf Menschen konzentriert, die explizit auch ein spirituelles Ziel hatten. Wenn es eine geistliche Erfahrung ist, was für eine Erfahrung ist es? Hier fällt zuerst auf, dass die ursprüngliche Idee der Askese als Übung – etymologisch von askeín: üben – kaum in Frage kommt. Viele sehen das Fasten als eine ganzheitliche Reinigung für Körper, Geist und Seele, die es erlaubt, näher zu sich zu kommen. Reinigung bedeutet nämlich für die Fas- tenden nicht nur eine körperliche Reinigung, sondern auch eine spirituel- le. Einer der Befragten sagt z. B., das Fasten sei „nicht nur eine Reinigung des Körpers, sondern auch der Seele“, und später wiederholt er, dass das Fasten eine „Reinigung auf allen Ebenen“ sei. Oder Anja, eine 24-jährige Studentin: „Ich habe es interessant gefunden, dass wirklich die Seele mit dem Kör- per zusammenhängt. Also dass man wirklich, wenn man eigentlich den Körper reinigt, dass die Seele dann auch mitmacht. Ja, einfach das, dass das total eng zusammenhängt. Wenn der Körper entgiftet, entgiftet die Seele auch irgendwie.“ (05.2016) Wie ich in einem anderen Artikel gezeigt habe (vgl. Ebenbauer/Jonveaux 2018), kann dieses Bedürfnis nach Reinigung mit dem Verlust der Riten der Reinigung in der katholischen Ordenswelt in Verbindung gebracht werden, zumal die Beichte das Sakrament ist, das derzeit am meisten in der Krise steckt. Die Erfahrung des Fastens kann auch eine religiöse Erfahrung an sich sein, in dem Sinne, dass sie einen religiösen oder „anderen“ Zustand vermit- telt. Sie kann mit dem verglichen werden, was Hubert Knoblauch, Plessner zitierend, ein „Außer-sich-Sein“ nennt, das noch keine Form der Ekstase ist, sondern „die Fähigkeit der Selbstbeobachtung und der Selbstbehand- lung“ (Knoblauch 2009, 57). Für Erika, eine Fastentrainerin, bedeutet das Fasten, „ganz bei mir zu sein“. Oder laut einer anderen Befragten: „Eine Neuorientierung und ein tief-in-mich-Eintauchen-können“ (Frau, 56). Die erste Ebene ist also dieses „bei sich sein“, diese Bewegung von außen Fasten als „Reinigung auf allen Ebenen“
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
214
Categories
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