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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
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Page - 188 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2

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186 | www.limina-graz.eu Michael Aldrian | Ahara – Nahrung pflegen als auch die Speisen für die Gemeinschaft zuzubereiten. Dazu kom- men auch Geschenke aus der Gemeinschaft als Spenden an das Kloster, be- sonders zu Festtagen, denn es ist die Tat der Großzügigkeit (dana), die den Laien eine Möglichkeit zur Praxis bietet. In den Klöstern Tibets ist sowohl das Spenden von Nahrung seitens der Laien als dana (Gabe, Spende) als auch die Zubereitung im Kloster gülti- ge Praxis. In Tibet gab (und gibt) es auch jene Praktizierenden, die außer- halb der Klöster lebten und lehrten. Diese tantrischen Yogis, die entweder umherziehend auf die Gaben der sie beherbergenden Gemeinschaft an- gewiesen waren oder in Familie und Haushalt lebten, waren und sind eine wesentliche Stütze des tibetischen Buddhismus. Einige Yogis waren Vegetarier, andere hielten am üblichen Ernährungsplan mit Fleisch fest. Jene Lehrer:innen, die in einer Familie lebten, bestellten auch das Land und sorgten für das Einkommen, wie etwa Marpa, der Über- setzer, der einen der berühmtesten Yogis Tibets, Milarepa, unterwies und ausbildete. In Tibet wurde in der Regel Fleisch gegessen, denn der karge Boden und die extreme Witterung Tibets lassen nur wenig Gemüse und Ge- treide gedeihen. Doch es gab und gibt auch in dieser Tradition deklarierte Vegetarier, die dem Tötungsargument für Nahrungszwecke gegenüber die Gewaltlosigkeitsmaxime ins Treffen führen und ihr Leben lang, auch unter den kargen Bedingungen Tibets, an diesem Fleischverzicht festhalten. 2 Sinnliche und geistige Eindrücke, die angenehme, unangenehme, oder neutrale Gefühle verstärken „Der Bewusstseinseindruck ernährt die 3 Arten der Gefühle [un-/ange- nehm, neutral]“ (Nyānatiloka 1999 [1952], 18). „Ihr Leute von Dingri: Die vollkommenste Nahrung ist der Genuß des höchsten Geschmacks von Samadhi; hierin gibt es kein Leid des Hun- gerns!“ (Padampa Sangye 1991, Vers 43) Was wäre Nahrungsaufnahme ohne das damit einhergehende sinnliche Er- leben? Über den reinen Nährwert der zubereiteten Nahrung hinaus sättigt uns die Ästhetik der Zubereitung. Das Anschauen dessen, was wir essen (werden), entscheidet bereits darüber, ob wir wirklich „satt“ werden oder ob wir bloß den Körper am Leben erhalten. Abgesehen von der physischen Ernährung sind diese sinnlichen und geistigen Eindrücke eben Nahrung
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
214
Categories
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