Page - 8 - in Logiken der Sammlung - Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
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8â â Vorwort
offen, die mit Fragen nach âLogiken der Sammlungâ zu stellen sind. Er fĂźhrt aus,
dass ein wesentlicher Unterschied darin besteht, ob sich der âBestimmungsgrundâ
einer Sammlung vom Subjekt bzw. Urheber derselben oder aber von den Objekten
bzw. deren Eigenlogik ableiten lässt. Mit einer Theorie der âGegenständlichkeitâ
schlägt Benne eine beide Standpunkte verbindende Alternative vor. Moritz BaĂler
widmet sich anschlieĂend dem Archiv als âTextkorpusâ, der die Grundlage einer
Kultur des Vergleichens ist. Das Archiv ist âBedingung, Gegenstand und Grenzeâ
jeglicher kulturwissenschaftlichen Kontextualisierung. âWas nicht im Archiv istâ,
so BaĂlers konzise Folgerung, kann ânicht gelesenâ und folglich auch ânicht ana-
lysiertâ werden.
Einrichtungen mit jeweils unterschiedlichen Sammelschwerpunkten widmen
sich die Beiträge von Sabine Folie, Li Gerhalter und Mario Huber. Mit dem VALIE
EXPORT Center Linz stellt Folie ein âEinpersonenarchivâ vor, dessen zentrale
Aufgabe â so das Selbstverständnis der Einrichtung â nicht ausschlieĂlich in der
Beforschung und Verzeichnung von Archivalien, sondern auch im Ausstellen, im
Zeigen der dort verwahrten Dokumente liegt. Im Fall des heterogenen Vorlassbe-
standes der KĂźnstlerin VALIE EXPORT muss die Logik der Bestandsbildnerin mit
der Systematik des Archivs in Einklang gebracht werden. Das gilt auch fĂźr die
Sammlung Frauennachlässe der Universität Wien, die, anders als das VALIE
EXPORT Center Linz, nicht âexklusivâ dem Schaffen einer Person gewidmet ist.
Hier werden âSelbstzeugnisseâ unterschiedlicher Bestandsbildnerinnen archi-
viert, verzeichnet und beforscht. Die spezifischen Herausforderungen der Samm-
lung, Ordnung und Verlistung dieser Dokumente beschreibt Li Gerhalter ebenso
wie das zunehmende Interesse der Forschung (seit den 1980er-Jahren auch der
deutschsprachigen) an auto/biografischen Dokumenten. Mario Huber entwickelt
schlieĂlich, ausgehend von den Sammlungen des Ăsterreichischen Kabarett-
archivs (Graz), einen soziologischen â konkret praxeologischen â Zugang zur
Kunstform Kabarett (speziell zum Kabarett der Jahrtausendwende). Huber analy-
siert eine vorrangig mĂźndliche Kunstform, die in der Regel keine verschriftlichten
Texte produziert und fasst Kabarett dabei als âKomplex aus Praktiken und Dis-
kursenâ auf.
Dem Themenfeld Archiv und Sprache gelten â jeweils unterschiedlich gela-
gert â die Aufsätze von Dominik Srienc und Stephan Gaisbauer. Srienc wirft einen
Blick auf die Archivlandschaft der Kärntner slowenischen Literatur, u. a. auf das
Robert-Musil-Institut fßr Literaturforschung/Kärntner Literaturarchiv und auf
den Vorlass von Florian LipuĹĄ. Er schildert dabei die Rahmenbedingungen fĂźr die
literarische Produktion der Kärntner Slowenen im 20. Jahrhundert und beleuch-
tet die Rolle, die Peter Handke fßr die Kärntner slowenische Literatur einnimmt.
Der Sammlung und Archivierung von gesprochener Sprache widmet sich Stephan
Gaisbauer. Er erläutert in seinem Beitrag die wesentlichen technischen und wis-
Logiken der Sammlung
Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Title
- Logiken der Sammlung
- Subtitle
- Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Authors
- Petra-Maria Dallinger
- Georg Hofer
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-11-069647-9
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 202
- Keywords
- Archiv, Nachlassinventar
- Categories
- Weiteres Belletristik