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Logiken der Sammlung - Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
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Page - 83 - in Logiken der Sammlung - Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik

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Der eine kommt ins Archiv, der andere kommt nicht ins Archiv    83 links einzuordnen,18 obwohl die politische Dimension in den letzten Jahren, betrachtet man z. B. die Themen der Gewinnerinnen und Gewinner der unter- schiedlichen Kabarettpreise in Österreich,19 immer mehr an Bedeutung verliert. Was sich im Archiv in diesem Zusammenhang in Verbindung mit der ökono- mischen Subjektform auch erkennen bzw. mittlerweile nicht mehr ganz erkennen lĂ€sst, ist die Zunahme von besagten Kabarettwettbewerben, abseits von den ver- liehenen Kabarettpreisen wie dem Salzburger Stier oder dem Österreichischen Kabarettpreis. Zum Grazer Kleinkunstvogel (seit 1987), dem FreistĂ€dter Frischling neben dem (in Wien geborenen und) sich selbst als „Quotenperser“ bezeichnenden Michael Ni- avarani, im österreichischen Kabarett anscheinend dennoch, auch abseits des ÖKA nicht vor- handen. Von ein paar mĂ€nnlichen Ausnahmen, die dies dann gleich zum Programm manchen, z. B. Mario Lučić, Cengiz Öztunc, Omar Sarsam oder der Reihe „Der Derwisch erzĂ€hlt“ von Aret Aleksanyan, abgesehen. Diese KĂŒnstler, ausgenommen Sarsam, sind nur marginal im Archiv ver- treten, da erstens (wie zu erwarten) keine PrimĂ€rtexte und zweites keine anderweitigen Publika- tionen und/oder audiovisuellen Medien vorhanden sind. Der Sachverhalt, dass, trotz der großen Anzahl an Kabarett-Preisen, die erwĂ€hnten Interpreten nicht zu den Gewinnern zĂ€hlen, soll hier nicht zum Politikum gemacht werden. Lediglich ĂŒber die Flyer- und Plakatsammlung sowie ver- einzelte Zeitungsberichte lĂ€sst sich im ÖKA vereinzelt diskursiv das Wirken der Genannten re- konstruieren. HomosexualitĂ€t ist, abgesehen von wenigen Ausnahmen wie Alfons Haider und Alexander Georg, ebenfalls nicht (offen) z. B. als thematischer Punkt im Programm vorhanden. Queere Formen konnte der Autor in der österreichischen Kabarettszene nicht ausfindig machen. In punkto Requisiten und Artefakte bzw. auch bezĂŒglich der Körperlichkeit (vgl. Alkemeyer 2013, 64–65) der Akteurinnen und Akteure ist natĂŒrlich eine große Bandbreite gegeben, welche hier nur kursorisch angeschnitten werden kann. So tritt GĂŒnther Paal (Gunkl) nur mit Mikrofon, Alf Poier z. B. mit unterschiedlichsten Materialien auf; Alfred Dorfer hat mitunter seine Begleitband, zu der auch Paal gehört, dabei. Der Umgang mit dem eigenen Körper und den daran gebundenen Praktiken umfasst wiederum ein weites Spektrum an Möglichkeiten. Von einer sehr „reduzier- ten“ performance, wobei auf speziellen körperlichen Einsatz weitestgehend verzichtet wird, wie z. B. beim erwĂ€hnten GĂŒnter Paal, ist in unterschiedliche Richtungen viel Varianz. So zeigen sich unterschiedlichste Ausformungen (mit einhergehenden Schwerpunktsetzungen) von körperbe- tonten und -bewussten Arbeiten z. B. bei Nina Hartmann, Lisa Eckhardt oder Martin Puntigam. 18  „Links“ ist hier großteils in einem sehr vagen Sinn zu lesen. Wenn die Programme nicht ex- plizit diesen Impetus haben (z. B. bei Lukas Resetarits, Alfred Dorfer, Thomas Maurer, Florian Scheuba und einigen anderen) und manchmal fast (Partei-)Politik bedeuten, dann wird zumeist in Interviews zumindest Meinungsfreiheit, MultikulturalitĂ€t oder SolidaritĂ€t gegenĂŒber SchwĂ€- chergestellten paradigmatisch hochgehalten – oder das Parteiprogramm der rechtspopulisti- schen FPÖ als untragbar beschrieben. 19  Dass Österreicher bei deutschen und schweizerischen Kabarettwettbewerben gewinnen und selbstverstĂ€ndlich dies auch umgekehrt der Fall ist – der Grazer Kleinkunstvogel wurde bereits im zweiten Jahr seines Bestehens von dem aus Bayern stammenden Michael Mittermeier gewon- nen –, muss hier zur Kenntnis genommen werden. Insgesamt sind die „Grenzen“ des „österrei- chischen“ im ÖKA im primĂ€ren Wirkungsbereich zu sehen: Deshalb wird z. B. Dirk Stermann gesammelt und Dieter Nuhr nicht.
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Logiken der Sammlung Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
Title
Logiken der Sammlung
Subtitle
Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
Authors
Petra-Maria Dallinger
Georg Hofer
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Date
2020
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-11-069647-9
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
202
Keywords
Archiv, Nachlassinventar
Categories
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