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158 Joachim Förster
einen transnationalen Recherchekontext eingebettet, etwa zu vergleichenden
Fragestellungen zur Repressionsgeschichte in Mittel- und Osteuropa. Vermehrt
sind Findmittel auch mit digitalisiertem Archivgut verlinkt, sodass etwa Ton-
dokumente direkt abgehört werden können (vgl. BStU 2019, 24–25).
Es sollte ein Fernziel sein, ein einheitliches digitales Suchsystem für Sach-
und Personenrecherchen zu schaffen. Ein von der Fraunhofer-Gesellschaft eigens
für den BStU entwickeltes Pilotverfahren zur virtuellen Rekonstruktion der zerris-
senen Unterlagen soll nach einer Weiterentwicklung zur Qualitätsverbesserung
zunächst in begrenztem Umfang fortgeführt werden (vgl. BStU 2019, 28–29).
b) Digitalisierung
Die Digitalisierung von Stasi-Unterlagen erfolgt zum einen aus Gründen des
Bestandserhalts (vgl. BStU 2019, 27–28). Vorrangig musste es darum gehen, Ton-
und Videoaufzeichnungen, Fotoüberlieferungen, Mikrofilme und Mikrofiches vor
der schleichenden Zerstörung zu bewahren.
Dem Bedürfnis der Nutzer – vornehmlich aus dem Bereich Medien und For-
schung – entsprechend, wurde zum anderen die Möglichkeit geschaffen, antrags-
bezogen Stasi-Unterlagen in digitalisierter Form zur Verfügung zu stellen. Diese
können inzwischen mit einer entsprechenden Software digital anonymisiert
werden. Über ein beim BStU neu entwickeltes „Online-Abrufverfahren“ mittels
eines Buttons auf der Website und eines separat übermittelten Codes können
diese dann vom Antragsteller abgerufen werden. Auch können die Anträge online
gestellt werden. Eine interne digitale Prozesskette ohne Medienbrüche wird es
aber erst nach Einführung einer sog. e-Akte im Rahmen des „e-Government“ geben.
Eine Digitalisierung des gesamten Aktenbestandes der Stasi dürfte weder
realistisch noch erforderlich sein, da viele Akten nur einmal oder wenige Male
persönlich genutzt wurden und werden. Insofern wird man sich auf forschungs-
relevante Vorgänge konzentrieren. Mit der Arbeit am Aufbau eines digitalen
(Langzeit-)Archivs, von dem dann digitalisierte Akten für die verschiedenen Nut-
zungszwecke abgerufen werden können, wurde begonnen.
c) Organisation und Struktur
Nach dem Beschluss des Deutschen Bundestags soll das Stasi-Unterlagenarchiv
bei fortbestehender Eigenständigkeit unter das Dach und in die Struktur des Bun-
desarchivs überführt werden (vgl. Deutscher Bundestag 2019a und 2019b). In
diesem Zusammenhang sollen am Archivstandort Berlin-Lichtenberg perspekti-
visch unter anderen auch die DDR-Bestände des Bundesarchivs untergebracht
werden.
Logiken der Sammlung
Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Title
- Logiken der Sammlung
- Subtitle
- Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Authors
- Petra-Maria Dallinger
- Georg Hofer
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-11-069647-9
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 202
- Keywords
- Archiv, Nachlassinventar
- Categories
- Weiteres Belletristik