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Logiken der Sammlung - Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
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Page - 187 - in Logiken der Sammlung - Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik

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Archiv und Politik   187 Dass der Anspruch Bayerns, sich „als TreuhĂ€nder fĂŒr die Werke Stifters und darĂŒber hinaus fĂŒr das Kunsterbe des böhmisch-mĂ€hrischen Raumes“ zu fĂŒhlen, wie ihn das Mitteilungsblatt des Adalbert Stifter Vereins in MĂŒnchen im Januar 1965 erhob (vgl. Schacherl 1965, 7–8), gerade in Linz, wo Stifter seit 1848 bis zu seinem Tod nicht nur als Dichter und Maler, sondern ebenso seit 1851 in amtlicher TĂ€tigkeit als k.  k. Schulrat wie als Landeskonservator fĂŒr die KunstschĂ€tze Ober- österreichs und Mitglied des Linzer Kunstvereins vielfĂ€ltig gewirkt hatte und wo seit den 50er-Jahren des 20.  Jahrhunderts das Adalbert-Stifter-Institut sich inten- siv dessen wissenschaftlicher Pflege widmete, jedoch als verbale Provokation wirken musste, ist leicht nachvollziehbar, wenngleich MĂŒnchen bereits zuvor schon im Besitz wichtiger Manuskripte, etwa der Brigitta, gewesen war (vgl. Landthaler 1967). Auch wenn zudem wichtige Werkausgaben nach dem Zweiten Weltkrieg – genannt seien nur die von Max Stefl herausgegebenen „Urfassungen“ der Stifter’schen ErzĂ€hlungen (Stefl 1950–1952)18 – in Bayern erschienen waren, sind die Replik auf diesen (Alleinvertretungs-)Anspruch wie auch das Schluss- wort der ErklĂ€rung des Stifter-Instituts von kaum bestreitbarer Stichhaltigkeit: Mit welchem Recht sich Bayern und MĂŒnchen eine „TreuhĂ€nderschaft“ selbst zugesprochen haben, bleibt unerfindlich. HĂ€tte nicht Österreich eher ein Anrecht auf die Handschriften gehabt? Im Gymnasium zu KremsmĂŒnster empfing Stifter die Grundlagen seines Wissens und seiner Bildung; in Wien wurde sein Ruhm als Dichter begrĂŒndet; in Oberösterreich ent- faltete er seine segensreiche TĂ€tigkeit als Landesschulinspektor und als Konservator der Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der BaudenkmĂ€ler; in Oberösterreich schrieb er seine großen Werke; in Linz liegt er begraben und vor dem Landhaus zu Linz steht sein schönstes Denkmal. Hat man in MĂŒnchen nicht gewußt, daß unser Institut sich die Erforschung von Stifters Leben und Werk schon seit dem Jahre 1950 angelegen sein lĂ€ĂŸt, daß hier Stifter-Forscher und -Freunde, Lehrer und SchĂŒler aus aller Herren LĂ€nder ein- und ausgehen? [
] Niemand wird abstreiten können, daß aus den Werken Stifters der öster- reichische Geist in seiner schönsten und reinsten Form spricht, ein Geist, der ĂŒberall zu Hause sein kann. Es gibt keine TreuhĂ€nderschaft ĂŒber diesen Geist, und man kann dem Dichter nach seinem Tode kein neues BĂŒrgerrecht verleihen. (Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich 1965, 141–142)19 Von einem infolge der UmbrĂŒche wie Öffnungen des Epochenjahres 1989 nunmehr leichter möglich gewordenen transnationalen VerstĂ€ndnis Stifters als einem im böhmischen Oberplan, dem heutigen HornĂ­ Plana, geborenen österrei- 18  Die HKG ersetzt den Terminus „Urfassungen“ fĂŒr die Studien (HKG 1.1–1.3) und die Bunten Steine (HKG 2.1) durch die Bezeichnung „Journalfassungen“. 19  Vgl. zu den hier genannten Stationen KremsmĂŒnster, Wien und Linz den auch Stifters Geburts- ort Oberplan einbeziehenden vierteiligen Konferenz-Zyklus ĂŒber Stifters Welten (2014–2017); ver- öffentlicht in: Becher und Mayer (2017); Dallinger und Hofer (2018).
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Logiken der Sammlung Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
Title
Logiken der Sammlung
Subtitle
Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
Authors
Petra-Maria Dallinger
Georg Hofer
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Date
2020
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-11-069647-9
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
202
Keywords
Archiv, Nachlassinventar
Categories
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