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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik, Volume 1
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Page - 14 - in Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik, Volume 1

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| Gerhard Botz, Alexander Prenninger, Regina Fritz, Heinrich Berger und Melanie Dejnega 14 eingesetzte Dorfaufseher ihn und seine Schwester zur Zwangsarbeit abholte. Kireew kam nach Berlin in ein Zwangsarbeitslager in Spandau, aus dem ihm im Juni 1943 die Flucht gelang. Bald wieder aufgegriffen folgten Gestapoverhöre, Gefängnis, Straf- und Arbeitserziehungslager, bis er im November 1944 nach Mauthausen und nur zwei Wo- chen später nach Gusen überstellt wurde, wo er am 5.  Mai 1945 die Befreiung erlebte. Über Filtrierungslager des NKWD kehrte er im Oktober 1945 in seine Heimat zurück und besuchte eine technische Mittelschule in Leningrad. Bewerbungen für eine hö- here Schule blieben aufgrund seiner Deportation und Haft in Mauthausen erfolglos, die «wie ein Damoklesschwert» über ihm hingen, schließlich war das Überleben ei- nes deutschen Konzentrationslagers in der Sowjetunion lange Zeit mit dem Vorwurf der Kollaboration behaftet. Erst nach Stalins Tod 1953 wurde das Leben für ihn etwas leichter, und er konnte als Berufsschullehrer in Sibirien und später in Moskau unter- richten, wo er zum Zeitpunkt des Interviews (2003) lebte. 2017 besuchte er zuletzt die Befreiungsfeier in Mauthausen. Ohne die Umbrüche des «Zeitalters der Extreme» (Eric Hobsbawm) hätten sich die Lebenswege von Pierre Daix und Nikolaj  Kireew wohl nie gekreuzt. Wie die beiden wurden zwischen 1938 und 1945 etwa 190.000 Menschen in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert.4 Sie stammten aus unterschiedlichen Regionen Europas und vielen anderen Teilen der Welt und gehörten unterschiedlichen Generationen, kultu- rellen, ethnischen, sozialen, politischen und religiösen Gruppen an. Nach ihrer Be- freiung trennten sich die Wege der rund 95.000 bis 97.000 Überlebenden wieder.5 Sie verliefen durch ganz Europa und reichten  – durch Entwurzelung, neuerliche Verfol- gung, Vertreibung, Emigration, ja Internierung bedingt  – nun auch bis nach Israel, in die USA, nach Kanada, Südamerika und Australien. Die europäische Dimension eines Konzentrationslagers wie Mauthausen wird heute noch bei den von Delegationen aus der ganzen Welt geprägten jährlichen Befreiungs- feiern in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, auch wenn immer weniger Überlebende daran teilnehmen können, deutlich sichtbar.6 Auch der für eine KZ-Gedenkstätte 4 Die neuesten Schätzungen (2016) belaufen sich derzeit auf mindestens 184.891 und maximal 195.474 Deportierte und ersetzen frühere Zahlenangaben. Siehe zu den Zahlenangaben : Florian Freund/And- reas Kranebitter : Zur quantitativen Dimension des Massenmords im KZ Mauthausen und den Außen- lagern, in : Verein für Gedenken und Geschichtsforschung in österreichischen KZ-Gedenkstätten (Hg.), Gedenkbuch für die Toten des KZ Mauthausen. Bd. 1 : Kommentare und Biografien, Wien 2016, S. 56–67, hier 57, Tab. 1. Vgl. die Berechnungen von Andreas Kranebitter in diesem Band und ders.: Zahlen als Zeugen. Soziologische Analysen zur Häftlingsgesellschaft des KZ Mauthausen, Wien 2014 (Mauthausen- Studien, 9), hier insbes. S. 171. 5 Freund/Kranebitter, Zur quantitativen Dimension, S. 57, Tab. 1 : Nach den dortigen neuesten Zahlen ha- ben mindestens 95.731 und höchstens 97.021 Deportierte das KZ Mauthausen überlebt. 6 Zu den Gedenkfeiern vgl. Alexander Prenninger : Riten des Gedenkens : Befreiungsfeiern in der KZ- Gedenkstätte Mauthausen, in : Ralph Gabriel et  al. (Hg.), Lagersystem und Repräsentation. Interdiszip- linäre Studien zur Geschichte der Konzentrationslager, Tübingen 2004, S. 183–205 ; ders.: «Das schönste Denkmal, das wir den gefallenen Soldaten der Freiheit setzen können  …». Über den Nutzen und den Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik Volume 1
Title
Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Volume
1
Authors
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Editor
Heinrich Berger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21217-1
Size
16.8 x 23.7 cm
Pages
426
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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