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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik, Volume 1
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Page - 193 - in Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik, Volume 1

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193Nationalsozialistische Terrorstätten | der Zuständigen auf der Arbeitsstelle), so kann doch festgehalten werden, dass sich die Bedingungen in den Lagern, in denen sie in der ersten Kriegshälfte als vergleichsweise erträglich einzustufen sind, ab 1942 deutlich verschlechterten. Gleichwohl können sie nicht mit den Haftverhältnissen in den Konzentrationslagern gleichgesetzt werden. Vielmehr war die Einweisung in ein Konzentrationslager oder ein AEL eine berüchtigte Sanktion, die für ein «Vergehen» gegen die Arbeitsdisziplin oder die Lagerordnung drohte. Tatsächlich sollten die seit 1940 errichteten AEL24, die Gabriele Lotfi erstmals er- forscht hat25, die Arbeitsdisziplin der deutschen, vor allem aber der ausländischen Arbeitskräfte sichern. «Zur Bekämpfung der Widersetzlichkeit und der Nichterfüllung der Arbeitspflichten», so hieß es etwa im «Polenerlass» vom 8.  März 1940, sei «die unverzügliche Überführung der betreffenden Arbeitskräfte polnischen Volkstums in ein Arbeitserziehungslager» zu veranlassen.26 Im Frühjahr 1941 wurden Einrichtung und Betrieb der AEL vereinheitlicht. Die AEL sollten, so hieß es in den entsprechen- den Richtlinien, «ausschließlich zur Aufnahme von Arbeitsverweigerern und arbeits- unlustigen Elementen» dienen.27 Die Errichtung der AEL erfolgte in drei Schüben, die den Wellen der Rekrutierung von ausländischen Zwangsarbeitskräften folgten : Die ersten acht AEL mit insgesamt 2000 Haftplätzen entstanden unmittelbar nach den Polen-Erlassen im Frühjahr und Sommer 1940, die nächste Gruppe von AEL nach den Ostarbeitererlassen im Frühjahr und Sommer 1942 und die dritte Gruppe im letzten Kriegsjahr. Bei Kriegsende bestanden rund 200 AEL mit etwa 40.000 Haftplätzen. Die meisten AEL lagen im Deutschen Reich28 und in der Nähe der Zentren des «Ausländer- Einsatzes» für die deutsche Kriegswirtschaft. Die historische Forschung geht mittler- weile davon aus, dass insgesamt ca. 400.000 Menschen in einem AEL inhaftiert waren, 24 Die AEL wurden auch als Anhaltelager, Gestapolager, Polizei-Gewahrsamslager oder Polizeiliche Auf- fanglager bezeichnet. 1943 kamen die Erweiterten Polizeigefängnisse hinzu, die der Bestrafung von Zwangsarbeitern bei «Arbeitsbummelei» oder «Arbeitsvertragsbruch» dienten bzw. als Sammel- und Durchgangslager zum Weitertransport in andere Lager, meist Konzentrationslager genutzt wurden. Vgl. Elisabeth Thalhofer : Erweiterte Polizeigefängnisse im Reichsgebiet, in : Benz/Distel (Hg.), Ort des Ter- rors, Bd. 9, S. 53–74. 25 Gabriele Lotfi : KZ der Gestapo. Arbeitserziehungslager im Dritten Reich, Frankfurt a.  M. 2003. Eine Zu- sammenfassung, auch der neueren regionalen Studien, findet sich bei Pagenstecher, Arbeitserziehungs- lager. 26 Erlass Himmlers vom 8. 3. 1940, zit. nach Pagenstecher, Arbeitserziehungslager, S. 77. Bis Kriegsbeginn hatte die Gestapo die Bestrafung von deutschen «Bummelanten» und «Arbeitsverweigerern» den Betrie- ben selbst oder der mit der «Asozialen-Bekämpfung» befassten Kriminalpolizei überlassen. Der Begriff AEL ersetzte nun auch andere, bis dahin benutzte Bezeichnungen wie Auffanglager, Erweitertes Polizei- gefängnis, Sonderlager oder Polizeigewahrsamslager. 27 Erlass Himmlers vom 28. 5. 1941, zit. nach Herbert, Fremdarbeiter, S. 120. Die folgenden Zahlen nach Pagenstecher, Arbeitserziehungslager, S. 78 f. 28 Einige AEL wurden in der zweiten Kriegshälfte auch in den besetzten Gebieten errichtet ; ihre Zahl ins- gesamt ist gering. Noch am 15. 1. 1943 betonte Himmler, dass Personen, die in den besetzten Gebieten inhaftiert wurden, in die KZ einzuweisen seien ; vgl. Lotfi, KZ der Gestapo, S. 371, Fn. 54. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik Volume 1
Title
Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Volume
1
Authors
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Editor
Heinrich Berger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21217-1
Size
16.8 x 23.7 cm
Pages
426
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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