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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik, Volume 1
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Page - 204 - in Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik, Volume 1

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204 | Karin Orth die man überwiegend in Ghettos konzentriert hatte, durch Giftgas ermordet wurden. Im Unterschied zu den Vernichtungslagern Majdanek und Auschwitz handelte es sich jedoch um keine Lager im eigentlichen Sinne, da die Verfolgten ausschließlich zur Er- mordung hierhergebracht und ohne Aufenthalt sofort getötet wurden. All das, was die Konzentrations- und Vernichtungslager der IKL charakterisierte  – etwa das Schutz- haftlager, die Baracken, die Appelle, die Arbeitskommandos, das vielstufige Wachsys- tem, das System der Funktionshäftlinge, die Selektion  – etablierte man in den Vernich- tungsstätten nicht. Die hierher verschleppten Menschen wurden auf der Stelle getötet. Die Vernichtungsstätte Kulmhof, nordwestlich von Łódź im Warthegau gelegen, un- terschied sich von den drei Vernichtungsstätten der «Aktion Reinhardt» Bełżec, Sobi- bór und Treblinka insofern, als es sich um ein regional initiiertes (gleichwohl mit der Berliner Zentrale abgestimmtes) Mordprogramm mit eigener Mordtechnologie und eigenen Tötungsexperten handelte, das darauf zielte, die jüdische Bevölkerung des Warthegaus zu ermorden.59 Verantwortlich für die Errichtung und Organisation war die Verwaltungszentrale des Reichsgaues Wartheland, die Reichsstatthalterei Posen, die im Herbst 1941 von den Plänen zur Errichtung eines gigantischen Lagerkomplexes für Juden zur Tötung der jüdischen Bevölkerung im Warthegau überging. Zunächst wurden in verschiedenen Kreisen des Gaus etwa 4000 arbeitsunfähige Juden getötet, im November wurde dann Kulmhof als zentrale Mordstätte eingerichtet, zu der die Verfolgten gebracht wurden. Für den Aufbau und das Morden selbst war das  – im Zu- sammenhang mit den «Euthanasie»-Aktionen bereits erwähnte  – «Sonderkommando Lange» zuständig,60 das auch zuvor die großen Tötungsaktionen im Warthegau durch- geführt hatte : 1939/40 die Ermordung polnischer und jüdischer Anstaltspatienten und unmittelbar vor der Errichtung Kulmhofs die erwähnte Ermordung von 4000 arbeits- unfähigen Juden. In beiden Fällen waren die Opfer entweder erschossen oder in einer mobilen Gaskammer mit Kohlenmonoxid zu Tode gebracht worden. Diese Tötungs- technologie setzte Lange auch in Kulmhof ein.61 Die Gaswagen pendelten zwischen einem Gutshaus (dem sogenannten Schloss), das als Ankunfts- und Entkleidungsge- 59 Shmuel Krakowski : Das Todeslager Chełmno, Kulmhof. Der Beginn der «Endlösung», hg.  v. Yad Vashem, Göttingen 2007 ; Alberti, Verfolgung, S. 421–458. Einen Überblick bietet Peter Klein : Kulmhof/Chełmno, in : Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hg.), Der Ort des Terrors. Bd. 8 : Riga-Kaiserwald, Warschau, Vaivara, Kauen (Kaunas), Płaszów, Kulmhof/Chełmno, Bełżec, Sobibór, Treblinka, München 2008, S. 301–328. 60 Es war benannt nach dem SS-Hauptsturmführer und Kriminalkommissar der Stapo-Leitstelle Posen Herbert Lange, unterstand dem HSSPF und umfasste 15 bis 20  Mitglieder der Stapostellen Posen, Litz- mannstadt und Hohensalza. Lange wurde im März 1942 durch den SS-Hauptsturmführer und Krimi- nalkommissar Hans Bothmann ersetzt. Zur Bewachung wurden zudem Schutzpolizeibeamte eines in Litzmannstadt/Łódź stationierten Polizeibataillons eingesetzt. 61 Zur Tötungstechnologie vgl. Mathias Beer : Die Entwicklung der Gaswagen beim Mord an den Juden, in : Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 35.3 (1987), S. 403–417, sowie Alberti, Verfolgung, S. 407–412. Vgl. nun auch die Beiträge in Günter Morsch et   al. (Hg.) : Neue Studien zu nationalsozialistischen Mas- sentötungen durch Giftgas. Historische Bedeutung, technische Entwicklung, revisionistische Leugnung, Berlin 2011 (Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, 29). Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik Volume 1
Title
Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Volume
1
Authors
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Editor
Heinrich Berger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21217-1
Size
16.8 x 23.7 cm
Pages
426
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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