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208 | Karin Orth
sieanstalten» benutzte die SS in Auschwitz als Tötungsmittel jedoch nicht Kohlenmon-
oxid, sondern Zyklon B. Aus ihrer Perspektive war dies naheliegend : Zyklon B war im
Lager in groĂźen Mengen vorhanden, da die SS seit 1940 hier verschiedene Seuchen, vor
allem Fleckfieber und Typhus, mit Zyklon B zu bekämpfen versuchte. Seit 1942 wurde
das so weiterentwickelte TötungsverfahrenÂ
– die mit ZyklonÂ
B betriebene GaskammerÂ
–
im Rahmen der «Endlösung» eingesetzt. Als Himmler im Spätherbst 1944 die Vernich-
tung stoppen ließ, hatte die SS mindestens eine Million Juden getötet.69
Nationalsozialistische Terrorstätten der Exklusion, Ausbeutung und Vernichtung
Der Überblick zeigt, dass das NS-Regime bis 1941/42 eine Reihe von Terrorstätten
errichtete, die der Exklusion, Ausbeutung und/oder Vernichtung einzelner Verfolg-
tengruppen dienten. Von den unterschiedlichen Politiksträngen waren verschiedene
Personengruppen betroffen, die das NS-Regime mit unterschiedlich stark ausgepräg-
tem Vernichtungswillen verfolgte : politische Gegner des Regimes, «Asoziale», «Krimi-
nelle», «Zigeuner», deutsche Juden, polnische Fremdarbeiter, «Westarbeiter», «Ostar-
beiter», psychisch kranke und behinderte deutsche Kinder, Psychiatriepatienten, Juden
in Osteuropa, sowjetische Kriegsgefangene und die «russischen Kommissare» unter
ihnen, Juden aus Nord- und Westeuropa. Die Nationalsozialisten70 nutzten gegenĂĽber
den verschiedenen Verfolgtengruppen ein ganzes Arsenal von ZwangsmaĂźnahmen
und Repressionsinstrumenten, unter denen die Terrorstätten eine wichtige Funktion
einnahmen. Grob vereinfachend – und die historische Realität nicht angemessen dif-
ferenziert beschreibendÂ
– lässt sich sagen, dass bestimmte Terrorstätten für bestimmte
Linien (und auch Tätergruppen) der nationalsozialistischen Exklusions-, Ausbeutungs-
und Vernichtungspolitik als typisch anzusehen sind :
– die Zwangsarbeiterlager, die AEL und zum Teil die Konzentrationslager für den
«Ausländer-Einsatz» im Kontext der deutschen Kriegswirtschaft
– die frühen Lager, die Konzentrationslager, die «Zigeunerlager» und die «Jugend-
schutzlager» für die Verfolgung, Terrorisierung und zum Teil Ermordung der politi-
schen Gegner und der erbbiologisch definierten «Gemeinschaftsfremden»
– die Lager der Wehrmacht und zum Teil die Konzentrationslager für die Vernichtung
der sowjetischen Kriegsgefangenen
69 Franciszek Piper : Die Zahl der Opfer von Auschwitz. Aufgrund der Quellen und der Erträge der For-
schung 1945 bis 1990, Oświęcim 1993. Zur Gesamtzahl der Opfer des Holocaust vgl. Wolfgang Benz
(Hg.) : Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, München
1991 (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, 33).
70 Es handelte sich, wie der Ăśberblick zeigt, hier aber nicht weiter vertieft werden kann, um ganz unter-
schiedliche Tätergruppen. Zu nennen sind vor allem (diverse) SS- und Polizeidienststellen, zivile und
militärische Besatzungsbehörden, die Arbeitsämter und die DAF, Wehrmachtseinheiten, Ärzte und Wis-
senschafter, Landwirte sowie private und staatliche Firmen.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Volume 1
- Title
- Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
- Volume
- 1
- Authors
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Editor
- Heinrich Berger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21217-1
- Size
- 16.8 x 23.7 cm
- Pages
- 426
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen