Page - 129 - in Deportiert nach Mauthausen, Volume 2
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129Biografische
Hintergründe und präkonzentrationäre Identitäten von polnischen Deportierten |
er, und das noch viel konsequenter, eine solche objektivierende Sprache. Individuelle
Erlebnisse und Emotionen werden stark zurückgedrängt.
«Und dort, in Maków Mazowiecki, wurde ich am 6. April 1940 verhaftet. Ein bedeutendes
Datum, denn am nächsten Tag erfuhren wir, dass Deutschland Dänemark und Norwegen
angegriffen hatte und wir verhaftet worden waren, um etwaigen Unruhen zuvorzukommen,
falls etwas an der Nordfront schiefgehen sollte. Die Gestapo nahm uns alles weg, sie erlaubten
uns nicht, unsere Familien zu sehen. Wir wurden nach CiechanĂłw gebracht, wo wir erneut
registriert wurden. Dann wurden wir in die Kaserne nach Działdowo gebracht, das war ein so
genanntes Durchgangslager. Wir waren an die zwanzig Tausend Menschen, vielleicht mehr.
Die Lebensbedingungen waren schrecklich. […] Von dort wurden wir am 18. April nach Da-
chau geschickt.»35
Den Bericht ĂĽber Dachau kann man schwer als die Beschreibung eines typischen Ein-
stiegs in die Lagerwelt betrachten, wie wir sie aus den meisten Häftlingserzählungen
kennen. Im Zentrum der Schilderung steht hier nämlich nicht die Zuteilung einer
35 AMM, MSDP, OH/ZP1/075, Interview Dobosiewicz.
Abb. 2: Razzia des Sicherheits-
dienstes (SD) in Warschau, ca.
1939/40. Das Bild wurde fĂĽr
Propagandazwecke verwendet
(© Bundesarchiv, Bild 146-1971-
067-07).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen
Volume 2
- Title
- Deportiert nach Mauthausen
- Volume
- 2
- Authors
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Editor
- Melanie Dejnega
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Size
- 16.8 x 23.7 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen