Page - 183 - in Deportiert nach Mauthausen, Volume 2
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französischen Deportierten von Mauthausen : ungleiche Wege zum gleichen Ziel |
nig von der Ankunft der Frauen gesprochen haben, wie jener 569 Frauen aus Ravens-
brück, auf die Gisèle Guillemot und Marie-José Chombart de Lauwe hinweisen. Pierre
Benielli erinnert sich andererseits sehr gut daran, ebenso wie an die Ankunft von De-
portierten aus den anderen Lagern, so wie jene der Warschauer Transporte nach dem
Aufstand. Gewiss hängt diese mangelnde Wahrnehmung damit zusammen, dass die
Frauen, ganz zum Schluss angekommen, von den Männern nicht mehr wirklich als La-
ger-Deportierte betrachtet wurden. Da Mauthausen als eines der letzten Lager befreit
wurde, sind die Frauen nicht die Einzigen, die noch 1945 dorthin verlegt wurden. Eine
Reihe von Männern kam ebenfalls erst in der Endphase an. So etwa Ernest Vinurel, der,
als Jude verhaftet und nach Auschwitz geschickt, im Mai 1944 in Mauthausen ankam,
bevor er nach Melk verlegt wurde, wo er bis April 1945 blieb.
Das Sample der befragten 49 Überlebenden ist keinesfalls repräsentativ im statisti-
schen Sinne des Wortes. Wir haben jedoch darauf geachtet, Überlebende unterschied-
licher geografischer und sozialer Herkunft zu befragen, wobei wir versucht haben, die
Gesamtheit der französischen Regionen abzudecken, Überlebende aus dem städtischen
ebenso wie aus dem ländlichen Raum mit einzubeziehen ; wobei es, was die Vielfalt der
erfassten Regionen betrifft, wohlgemerkt um die Regionen ging, in denen die Überle-
benden jeweils zum Zeitpunkt des Interviews lebten. Die Überlebenden lebten in den
Kriegsjahren freilich nicht unbedingt in ebendieser Region, aber letztlich ist es uns
gelungen, eine gewisse geografische Vielfalt hinsichtlich der Regionen, in denen die
Betreffenden zur Zeit des Zweiten Weltkriegs lebten, zu erreichen. Schließlich waren
wir auch um größtmögliche Vielfalt hinsichtlich der sozialen Herkunft und der Berufs-
zugehörigkeit bemüht, von der ländlichen Welt bis hin zu den freien oder militärischen
Berufen, über die Kategorie der Handwerker, der Angestellten, der Arbeiter oder der
Ingenieure und leitenden Angestellten. Ein Teil der Überlebenden waren zum Zeit-
punkt der Verhaftung Studenten oder sogar noch im Gymnasium. Andere waren be-
reits berufstätig, wie jene Deportierten, die Landwirte im Departement Isère oder im
Jura waren (Marcel Peretti, Victor Platel, André Moyne, Georges Petitjean), oder auch
Angehörige der Armee wie Pierre Saint-Macary von der Militärakademie Saint-Cyr. In
Anbetracht des Zeitraums, zu dem diese Interviews durchgeführt worden sind, kann es
sich nur um Personen handeln, die damals noch relativ jung waren ; ihr Alter variierte
2002/03 zwischen 75 und 82 Jahren, was bedeutet, dass diese Männer oder Frauen
zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung zwischen 17 und 25, in selteneren Fällen schon um
die 30 Jahre alt waren. Daraus erklärt sich die relative Kürze der Erzählungen hinsicht-
lich der ersten Zeit ihres Lebens, vor allem der Zeit, die ihrer Verhaftung unmittelbar
vorausging, im Vergleich zu jenen, die das Leben im Lager oder auch ihr Leben nach
der Rückkehr betreffen, vor allem, wenn sie sich bei den Verbänden engagiert haben.
Zweitens war es erforderlich, in der Zusammenstellung der Überlebenden sowohl
solche zu berücksichtigen, die einer Lagergemeinschaft (Amicale) oder einem Ver-
bandsnetzwerk von Widerstandskämpfern und Deportierten angehörten, als auch sol-
che, bei denen dies nicht der Fall war. Wir haben versucht, Personen zu befragen, die
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen
Volume 2
- Title
- Deportiert nach Mauthausen
- Volume
- 2
- Authors
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Editor
- Melanie Dejnega
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Size
- 16.8 x 23.7 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen