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222 | Merethe Aagaard Jensen
nicht in den schriftlichen Aufzeichnungen des Lagers zu finden sind. Der nicht regis-
trierte Däne kam erst Anfang Mai 1945 mit der 11. SS-Eisenbahnbaubrigade in das
Lagersystem Mauthausen.2 FĂĽnf der sechs vermutlich nicht registrierten Norweger
sollen nach Angaben des einzigen Ăśberlebenden der Gruppe, Oscar Magnusson, im
FrĂĽhling 1945 mit demselben Transport wie er von GroĂź-Rosen nach Mauthausen
gekommen sein. Nach kurzer Zeit ist diese Gruppe laut Magnusson weiter zu einem
Lager in Eger (Cheb) transportiert worden, bevor sie kurz vor der Befreiung weiter
nach Flossenbürg verschleppt wurde.3 In der Literatur wird Magnusson als zuverläs-
sige Quelle betrachtet,4 mir ist es jedoch nicht gelungen, andere Quellen zu finden, die
diese Aussagen Magnussons bestätigen.
Da anteilsmäßig nur wenige Norweger und Dänen im Lagerkomplex Mauthausen
inhaftiert waren, wurden im Zuge des Mauthausen Survivors Documentation Project
keine Interviews mit norwegischen oder dänischen Überlebenden durchgeführt. Des-
halb musste auf Interviews in skandinavischen Forschungsinstitutionen zurĂĽckgegrif-
fen werden.5
Die schon ab den 1970er Jahren aufgenommenen Interviews mit ehemaligen Maut-
hausen-Häftlingen aus Norwegen berichten vor allem – einem in Norwegen häufigen
heroischen Narrativ folgend – über die Periode der Widerstandshandlungen gegen das
deutsche Besatzungsregime, weniger aber von der Gefangenschaft. Daher wird der La-
geraufenthalt der ehemaligen KZ-Häftlinge vor allem in den Interviews der 1970er und
Anfang der 1980er Jahre von den Interviewern nicht oder nur oberflächlich themati-
siert. Aufgrund der kleinen Anzahl bekamen die dänischen und norwegischen Maut-
hausen-Häftlinge darüber hinaus bis jetzt kaum einen Platz in den Geschichtsbüchern.
Der Inhalt dieses Beitrags basiert deswegen auf einer umfassenden Recherche in
einem breiten Spektrum von öffentlichen und privaten Archiven und auf Gesprächen
und Korrespondenzen mit Zeitzeugen und Angehörigen der dänischen und norwegi-
schen Mauthausen-Häftlinge sowie mit Historikern im In- und Ausland. Die Literatur
dazu stammt aus Dänemark, Norwegen, Deutschland und Österreich.6 Ebenso sind
2 Hans S. Bruun : På dødsmarch gennem Hitlers Tyskland [Auf dem Todesmarsch durch Hitlers Deutsch-
land], København 1976, S. 82 ; Informationen von Wolfgang Quatember (12. 2. 2008).
3 Oscar Magnusson : Jeg vil leve [Ich will leben], Oslo 1967, S. 172, 180, 220–221.
4 Rolf Schwarz/Harald Jenner : Vor 50Â
Jahren. Norwegen. Besetzung, Verfolgung, Widerstand, Haft. Gefan-
gen in Schleswig-Holstein, Rendsburg 21992 [1990], S. 33, 36–37 ; Kristian Ottosen : Bak lås og slå. Nor-
ske kvinner og menn i Hitlers fengsler og tukthus [Hinter Schloss und Riegel. Norwegische Frauen und
Männer in den Gefängnissen und Zuchthäusern Hitlers], Oslo 32008 [1993], S. 259–261.
5 Mir standen rund 30 Interviews mit dänischen und norwegischen Mauthausen-Häftlingen als Audio-
oder Filmaufnahmen zu VerfĂĽgung. Diese befinden sich in folgenden Institutionen : Norges Hjemme-
frontmuseum (NHM), Norgesdokumentasjon (ND), Stiftelsen Hvite Busser til Auschwitz (SHB) und im
Privatarchiv der Autorin.
6 Ich bedanke mich vielmals bei den Archiven der KZ-Gedenkstätten Dachau, Mauthausen und Sachsen-
hausen, Falstadsenteret, Frihedsmuseet, Frøslevlejrens Museum, Danmarks Rigsarkiv, Landsarkivet for
Sjælland ; Norges Hjemmefrontmuseum ; Norges Riksarkiv, Stiftelsen Arkivet, Stiftelsen Hvite Busser til
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen
Volume 2
- Title
- Deportiert nach Mauthausen
- Volume
- 2
- Authors
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Editor
- Melanie Dejnega
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Size
- 16.8 x 23.7 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen