Page - 224 - in Deportiert nach Mauthausen, Volume 2
Image of the Page - 224 -
Text of the Page - 224 -
224 | Merethe Aagaard Jensen
die Gefängnisse und Konzentrationslager, in denen die Dänen und Norweger waren,
bevor sie nach Mauthausen kamen, gesehen werden.
Dänemark unter der deutschen Besatzung
Am 9. April 1940 begann mit dem Überraschungsangriff «Operation Weserübung» die
Besetzung von Dänemark und Norwegen durch das Deutsche Reich. Primäres Ziel
war die Schaffung von U-Boot-Basen in den norwegischen Fjorden zur Sicherung der
Operationsfähigkeit der deutschen Flotte im Atlantik. Darüber hinaus sollte die un-
gehinderte Verschiffung schwedischen Eisenerzes fĂĽr die deutsche Industrie ĂĽber den
norwegischen Hafen Narvik sichergestellt werden. Dänemark wurde aufgrund seiner
Bedeutung als Verbindungsglied nach Norwegen und wegen seiner GroĂźbritan nien
gegenĂĽberliegenden KĂĽstenlinie besetzt. Nach den nur wenige Stunden dauernden
Kampfhandlungen am frühen Morgen des 9. April beschlossen der dänische König
Christian X. und die sozialdemokratisch-sozialliberale Koalitionsregierung unter
Thorvald Stauning die sogenannte «Friedensbesatzung» zu akzeptieren. Damit ver-
pflichtete sich Dänemark, die deutsche Besetzung anzuerkennen. Als Gegenleistung
versprach das Deutsche Reich, Dänemarks Souveränität zu respektieren und sich nicht
in die inneren Angelegenheiten des Landes einzumischen.
Die Fiktion einer dänischen Souveränität bedeutete, dass das deutsche Auswärtige
Amt für die Verwaltung des Landes zuständig war. Der erste Reichsbevollmächtigte
für Dänemark war der deutsche Gesandte Cecil von Renthe-Fink. Obwohl sein Wort
aufgrund des ungleichen Kräfteverhältnisses zwischen Dänemark und dem Reich Ge-
wicht hatte, verblieb den dänischen Entscheidungsträgern ein gewisser Spielraum.9 Die
sogenannte «Zusammenarbeitspolitik» garantierte das Fortbestehen von Dänemarks
Verfassungsorganen (König, Regierung, Reichstag) und der dänischen Verwaltung, dar-
unter auch das Rechtswesen. Dies bedeutet, dass in den ersten Jahren der deutschen Be-
satzung Dänemarks im Widerstand aktive Personen von dänischen Gerichten verurteilt
wurden und nach der Verurteilung ihre Strafe in dänischen Gefängnissen verbüßten.10
Entgegen der Verfassung wurde die Kommunistische Partei Dänemarks (DKP)
verboten und führende dänischer Kommunisten wurden im Sommer 1941 interniert.
Trotzdem gingen die illegalen Aktivitäten gegen die deutsche Besatzungsmacht bis Au-
9 Therkel Stræde : Neuere Forschungen zum Zweiten Weltkrieg in Dänemark, in : Jürgen Rohwer/Hilde-
gard MĂĽller (Hg.), Neue Forschungen zum Zweiten Weltkrieg, Koblenz 1990 (Schriften der Bibliothek
für Zeitgeschichte, 28), S. 75–86, hier 75 ; Henning Poulsen : Besættelsesårene 1940–1945 [Die Jahre der
Besatzung 1940–1945], Aarhus 22005 [2002], S. 11–13, 16, 18, 21, 27 ; Claus BundgĂĄrd Christensen etÂ
al.:
Danmark besat. Krig og hverdag 1940–45 [Dänemark besetzt. Krieg und Alltag 1940–45], Kopenhagen
2005, S. 97–98, 120–122. Siehe auch Matthias Bath : Danebrog gegen Hakenkreuz. Der Widerstand in
Dänemark 1940–1945, Neumünster 2011.
10 Poulsen, Besættelsesårene 1940–1945, S. 18, 28, 30.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
back to the
book Deportiert nach Mauthausen, Volume 2"
Deportiert nach Mauthausen
Volume 2
- Title
- Deportiert nach Mauthausen
- Volume
- 2
- Authors
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Editor
- Melanie Dejnega
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Size
- 16.8 x 23.7 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen